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Hurtigruten stellt seine Expeditionsschiffe um, sodass diese mit einem Biotreibstoff betrieben werden können, der aus Fischresten oder Forstabfällen gewonnen wird. Bild: Hoan Vo

Hurtigruten testet Fischabfall als Treibstoff

Einige Schiffe von Hurtigruten fahren vielleicht bald mit einem neuen Treibstoff – unter anderem gewonnen aus Fischabfall.

Die Reederei Hurtigruten führt Tests mit Bio-Diesel durch. Seit einigen Wochen fährt die Polarlys mit Marinediesel, dem Bio-Diesel beigemischt ist. Langfristig soll der Einsatz von Bio-Diesel die CO2-Emissionen um bis zu 95 Prozent senken. Die Kreuzfahrtschiffe der norwegischen Hurtigruten-Reederei sind auf der historischen Postschiffroute entlang der Küste Norwegens unterwegs und fahren weiter gen Norden nach Grönland und in die Arktis. Die Besatzungen dieser Schiffe können Protokoll führen über die Auswirkungen des Verbrauchs von fossiler Energie und Plastik. «Unsere Schiffscrews haben Gletscher abschmelzen und Plastikmüll an den Stränden gesehen», sagte Daniel Skjeldam, Chef der Reederei, kürzlich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Hurtigruten sieht sich bei Umweltthemen als Vorreiter in der Kreuzfahrtbranche und fordert beispielsweise auch immer wieder ein Verbot von Schweröl in der Arktis. Die norwegische Reederei rüstet derzeit Teile der Flotte auf LNG-Antrieb um, hat Einweg-Plastik von seinen Schiffen komplett verbannt und setzt auf dem Expeditionsschiff Roald Amundsen erstmals Hybrid-Technik mit Akkus ein. Neue Schiffe mit umweltverträglicherem Antrieb sind bestellt, alte Kreuzfahrtdampfer werden umgestellt – unter anderem mit einem Biotreibstoff, der aus Fischresten oder Forstabfällen gewonnen wird. Es wären die weltweit ersten Schiffe mit einem derartigen Antrieb. Der Test auf der Polarlys verlaufe bislang erfolgreich und werde weitergeführt, meldet Hurtigruten. Zunächst 15 Prozent des Marinediesels werden dabei mit Bio-Diesel ersetzt. Der Bio-Diesel ist laut Reederei als frei von Palmöl zertifiziert.

In Frage kommen sechs ältere Schiffe der 17 Einheiten grossen Hurtigruten-Flotte. Sie werden auf einen Hybridantrieb mit Gas und Batterien umgestellt. Dabei soll auch Biogas LBG (Liquefied Bio Gas) genutzt werden, das – anders als das «normale» Flüssiggas LNG (Liquefied Natural Gas) – nicht aus fossilen Quellen wie etwa den Schiefersanden in den USA stammt.  Zusammen mit drei Neubauten investiert das Schifffahrtsunternehmen umgerechnet 723 Millionen Euro in die Flottenumstellung. Die neuen Schiffe zum Preis von jeweils 150 Millionen Euro werden gerade auf der norwegischen Kleven-Werft gebaut. Ihr Antrieb besteht aus Batterien und einem Hilfsdiesel für den Notfall.

Bald strengere Vorschriften

Hurtigruten stellt sich damit auch auf die strengeren Vorschriften ein, die bald in Norwegen gelten. So erteilt das Land ab dem Jahr 2021 Konzessionen zum Küstenverkehr nur an diejenigen Unternehmen, die Schiffe mit deutlich geringeren Emissionen einsetzen, als sie derzeit unterwegs sind. Zudem will das Land ab dem Jahr 2026 auch die Einfahrt von Schiffen anderer Nationen mit herkömmlicher Schiffsmotorentechnik in bestimmten Regionen nicht mehr zulassen. «Die Staaten und die Hafenstädte müssen Vorschriften erlassen, damit sich etwas ändert», sagt Dietmar Oeliger, Leiter der Verkehrspolitik des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) gegenüber der Zeitung «Welt».

Die Ansätze von Hurtigruten seien zwar anerkennenswert, zudem sei Biomasse in Norwegen ausreichend vorhanden, sodass die Verwertung von Reststoffen als Schiffsantrieb nicht in einer Konkurrenz zu anderen Nutzungsmöglichkeiten stehe. Für den grossen Durchbruch hin zu einer sauberen Schifffahrt hält Oeliger die Umrüstung aber nicht. «Biogas aus Reststoffen ist eine Option. Sie wird jedoch nicht ausreichen, wirklich etwas an den Umweltproblemen der Kreuzfahrtbranche zu ändern», sagt der Chef des deutschen Naturschutzbundes.

«Wir sind bestrebt, weiterhin weltweit führend im Bereich der nachhaltigen Abenteuerreisen zu sein - ob wir das Produkt Hurtigruten entwickeln, neue Schiffe entwerfen oder neue Routen und Ziele diskutieren. Nachhaltigkeit ist der Kern unserer Aktivitäten», sagt Firmenchef Skjeldam vor gut einem Jahr zum 125. Jubiläum. Vom Strohhalm über Trinkbecher bis hin zu Plastiktüten wurde pünktlich aufs Jubiläum am 2. April 2018 alles durch Papier, biologisch abbaubares Material und andere nachhaltige Alternativen ersetzt. Diese Ankündigung wurde in der Cruise-Branche nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern hat bei anderen Reedereien dazu geführt, dass ähnliche Umweltinitiativen ergriffen und Plastikobjekte weitgehend verbannt werden.

(SW)