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Die MS Spitsbergen, ein Expeditionsschiff der Hurtigruten-Flotte (hier im isländischen Husavik vertäut), muss kurzfristig umdisponiert werden. Bild: Camille Seaman/Hurtigruten ASA

Russland verbietet Hurtigruten-Kreuzfahrt nach Franz-Josef-Land

Zwei Wochen vor einer geplanten Reise ab Tromsø via Murmansk zum arktischen Archipel erhielt Hurtigruten von den russischen Behörden Bescheid, dass keine Erlaubnis mehr für die Fahrt durch russische Gewässer vorliege. Grund ist offenbar ein militärisches Manöver.

Die bekannte norwegische Reederei Hurtigruten muss zwei Expeditionsreisen in die Arktis kurzfristig absagen. Beide Reisen sollten nächste Woche ab dem nordnorwegischen Hafen Tromsø via der russischen Hafenstadt Murmansk nach Franz-Josef-Land führen, einer Inselgruppe nördöstlich von Spitzbergen im Nordpolarmeer, welche zu Russland gehört. Der Grund: Russland hat kurzfristig die Erlaubnis für das Befahren der russischen Gewässer entzogen. Dies berichtete kürzlich und als erstes das norwegische Blatt «Klassekampen».

Die 15-tägigen Reisen sollten mit dem Expeditionsschiff MS Spitsbergen durchegeführt werden. Gebucht waren rund 250 Passagiere, welche im Schnitt umgerechnet rund 6300 Franken für die besondere Kreuzfahrt bezahlt hatten. Den Kunden wird von Hurtigruten nun eine vollständige Erstattung angeboten. Ob sich darunter auch Schweizer Kunden befanden, ist nicht bekannt.

Hurtigruten-Sprecherin Anne Marit Bjørnflaten erklärte gegenüber den Medien, dass das Gesuch um Durchfahrtserlaubnis, normalerweise eine Formalität, völlig überraschend und relativ kurzfristig - zwei Wochen vor der geplanten Abfahrt - abgelehnt wurde. Am Gefährt liegt es nicht: Die MS Spitsbergen verfügt über die obligatorische Eisklasse und erfüllt alle Anforderungen des Polar-Codes für die Schifffahrt in arktischen Gewässern. Der Grund ist ein ganz anderer: Es soll im Gebiet, durch welches die Kreuzfahrten führen sollten, gleichzeitig eine grosse Seestreitmachts-Übung des russischen Militärs statt. Hierzu muss man wissen, dass Murmansk bis 1991 militärisches Sperrgebiet ist und als einziger ganzjährig eisfreier Hafen Russlands am Nordpolarmeer eine besondere strategische Wichtigkeit hat.

Ein Argument, mit welchem Hurtigruten Mühe hat. «Der Dialog mit den russischen Behörden zum Zeitpunkt der Planung der Reise war gut», sagt Bjørnflaten, «und Russland hat über mehrere Jahre hinweg signalisiert, dass es an stärkerem Kreuzfahrtverkehr im Allgemeinen und von Hurtigruten in den Nordpolargewässern im Speziellen sehr interessiert ist.» Die kurzfristige Absage sei deshalb erstaunlich. Vermutlich wurden aber die regionalen Seefahrts- bzw. Tourismusbehörden hier einfach überstimmt: Russland baut derzeit in der Barentssee weitere Militärstützpunkte auf und hat in Norwegen infolge eines grossen Militärmanövers unweit der norwegischen Küste für Unmut gesorgt. Diese Episode ist auf jeden Fall kein gutes Signal an die Reedereien hinsichtlich einer vernünftigen Planbarkeit von Routen durch russische Gewässer.

(JCR)