Cruise

Die historische Lagunenstadt Venedig hat ein Problem mit den Mega-Cruiselinern und sucht jetzt im Austausch mit anderen Hafenstädten nach optimalen Lösungen. Bild: AdobeStock

Venedig will den Austausch mit anderen Cruise-Hochburgen fördern

Acht Städte, die sich intensiv mit dem wachsenden Kreuzfahrtbusiness auseinandersetzen müssen, sollen ihre Erfahrungen austauschen und die Reedereien dazu bringen, den Städten angepasste Schiffe zu bauen.

Venedig ächzt bekanntlich seit Langem unter der wachsenden Zahl von Kreuzfahrttouristen und vor allem auch unter der wachsenden Grösse der Kreuzfahrtschiffe selber. Von riesigen Kreuzfahrtschiffen verursachte Wellen schaden den Fundamenten der Weltkulturerbe-Stadt. Darüber hinaus haben sich jüngst Zwischenfälle mit Kreuzfahrtschiffen gehäuft, etwa als neulich die MSC Opera mit dem Flussschiff River Countess kollidierte oder als kurz später die Costa Deliziosa bei der Ausfahrt aus dem Hafen beinahe mit einer Jacht kollidierte. Viele Venezianer haben genug. Doch ist das Kreuzfahrtbusiness für die Stadt natürlich auch einträglich. Diese tut sich derzeit schwer im richtigen Umgang mit den wachsenden Touristenmassen.

Nun hat der Chef der Hafenbehörde für die nördliche Adria, Pino Musolino, in einem Brief an acht weitere europäische Hafenstädte zu einem Austausch aufgerufen. «Die wachsende Grösse der Schiffe, die durch diese verursachten Umwelteinflüsse und die enorme Anzahl der Kreuzfahrttouristen schaffen grosse Konflikte», hielt Musolino fest, «unsere Hafenstädte müssen also ihre Kräfte bündeln, um die Reedereien dazu zu bringen Schiffe einzusetzen, die mit unseren Gegebenheiten und der Umwelt vereinbar sind.»

Dem Vernehmen nach haben Barcelona, Palma de Mallorca und Marseille bereits auf Musolinos Schreiben reagiert. Auch diese Städte leiden unter Problemen wie Smog oder zu viele Tagestouristen. Rund 30 Millionen Menschen werden dieses Jahr laut dem Kreuzfahrtverband CLIA eine Kreuzfahrt unternehmen - das sind rund 70 Prozent mehr als noch vor 10 Jahren.

Den Cruise-Gesellschaften allein das Problem für Overtourism in die Schuhe zu schieben, ist jedoch auch etwas zu simpel. Viele Reedereien sind bereits mit der Umsetzung von Umweltschutzmassnahmen beim Antrieb oder bei der Schiffsbewirtschaftung beschäftigt und viele Häfen haben Infrastrukturen, die im Gegensatz zu Venedig auch für Megaliner gereichen. Letztlich sind es die Hafenstädte selber, die entscheiden müssen, welche Art von Tourismus sie bei sich zulassen. Musolinos Appell klingt weniger nach Kriegserklärung als vielmehr nach einem Best-Practice-Austausch.

(JCR)