Cruise

Das moderne Kreuzfahrtterminal ist nicht schnödes Abfertigungshaus, sondern eine Erlebniswelt für sich: Hier ein Rendering des geplanten Terminals von Virgin Voyages in Miami. Bild: Virgin Voyages

Mit den Kreuzfahrten wachsen auch die Terminals

Bei Kreuzfahrten ist es nicht anders als bei Flugreisen: Das Erlebnis an Land, beim Ein- oder Aussteigen, prägt das Gesamterlebnis der Reise wesentlich mit. Immer modernere Terminals sollen deshalb für reibungsloses Ein- und Ausschiffen sorgen. Wir präsentieren fünf Neuigkeiten aus der Welt der Kreuzfahrt-Terminals.

In diesem Jahr ist die Kreuzfahrtbranche massiv gewachsen. Die Reeder dürfen sich auf weiterhin optimale Verhältnisse für ein «smooth sailing» im kommenden Jahr freuen: Der Branchenverband Cruise Lines International Association (CLIA) rechnet in diesem Jahr mit 28 Millionen Cruise-Passagieren weltweit und erwartet 2019 nochmals eine satte Steigerung, nicht zuletzt wegen der wachsenden Anzahl Schiffe und attraktiven Preisen.

Die ganze Expansion der Kreuzfahrtbranche hat natürlich auch Auswirkungen auf die Kreuzfahrt-Infrastruktur an Land: Die Kreuzfahrt-Terminals müssen mit immer mehr Passagieren und immer grösseren Schiffen klarkommen. Damit die Prozesse beim Boarding/Disembarking sowie bei den einzelnen Landgängen möglichst reibungslos verlaufen, müssen Investitionen getätigt werden. In den letzten Wochen wurden gleich mehrere Pläne für neue oder erweiterte Terminals bekannt gegeben. Wir haben einige davon für Sie genauer angeschaut:

Miami wird immer mächtiger

Miami in Florida ist bereits der mit Abstand grösste Kreuzfahrthafen der Welt, in Bezug auf die Anzahl Passagiere. PortMiami konnte vor wenigen Tagen, am 9. Dezember, mit 52'000 Kreuzfahrtpassagieren an einem Tag einen neuen Tagesrekord zum Auftakt der Wintersaison feiern. Mit drei weiteren Terminals und Renovationen bei bestehenden Terminals wird die Kapazität noch weiter zunehmen. Da bestehende Terminals für die neuen Meeresgiganten längst nicht mehr ausreichen, bauen die Reedereien nun eben eigene Terminals. Royal Caribbean beispielsweise baut ein ultramodernes Terminal, welche komplett gläsern ist und auf modernste Technologie setzt: Dank Online-Check-In, dem Aufladen von Pass-Informationen in Selfie-Form und Boardinpass-Ausdruck schon zuhause soll die Zeit zwischen Ankunft am Terminal und Boarding des Schiffs künftig nur noch zehn Minuten betragen. Da im dreistöckigen Terminal auch die neusten Riesenschiffe adäquat abgefertigt werden können, wir Royal Caribbean die «Oasis of the Seas» und die «Allure of the Seas» nach Miami transferieren - bislang segelten diese Schiffe ab PortEverglades in Fort Lauderdale.

Nun ist vor wenigen Tagen ein weiteres massives Projekt ins Auge gestochen: Das neue Cruise-Terminal von Virgin Voyages, dem Newcomer in der Cruisebranche und ein weiteres erfolgversprechendes Projekt von Unternehmer-Tausendsassa Richard Branson. Dessen Terminal in Miami wird ein Dach haben, welche wie ein Palmenwald aussieht, durch welchen natürliches Licht strömt. Nachts werden grosse Projektoren das Logo von Virgin Voyages und den Nachthimmel von Miami beleuchten. Das Terminal ist auf zwei Etagen angelegt und soll Hurrican-sicher sein. Die Architekten der aus Miami stammenden Firma Arquitectonica haben innen wie aussen für angenehmes Ambiente gesorgt, dazu gibt es spezielle VIP-Zonen, eine Zone für Rideshare-Transfers und noch vieles mehr, was von Palmen und Tropen inspiriert ist. Das Terminal wird auf Dodge Island liegen, also zwischen Miami Downtown und der Südspitze von Miami Beach.

Ein Terminal als Palmengarten mit Blick auf die Downtown von Miami: Virgin Voyages beweist auch beim Terminalbau Stil. Bild: Virgin Voyages

Port Canaveral: Am Cruise 3 wird eine Achterbahn zu sehen sein

Bleiben wir gleich in Florida: Die Geschäftsleitung der Canaveral Port Authority (CPA) hat vor wenigen Tagen einem Finanzierungsprojekt in Höhe von 117 Millionen US-Dollar zugunsten des Baus des brandneuen Terminal 3 am Kreuzfahrthafen von Port Canaveral, unweit von Orlando, zugestimmt. Das neue Terminal wird Heimathafen des neusten Schiffs von Carnival Cruise Line sein, der «Mardi Gras», welche ab 2020 in Dienst gestellt wird und jüngst mit der Ankündigung einer Achterbahn auf dem Schiff Schlagzeilen machte.

Das neue Terminal 3 wird auf zwei Etagen liegen und 17'200 Quadratmeter gross sein, und damit auch genügend gross für das 180'000-Tonnen-Schiff von Carnival, welches übrigens mit LNG angetrieben sein wird und 6500 Passagiere aufnehmen kann. Der Deal des Hafens mit Carnival Cruise Line ist auf 25 Jahre ausgelegt. Carnival kreuzt schon seit 30 Jahren ab dem grossen Hafen im Osten von Zentralflorida.

Erkennen Sie die grosse Nummer 3 auf der Glasscheibe des Terminals? So soll dereinst Terminal 3 am Port Canaveral aussehen. Bild: Canaveral Port Authority

Ein Mega-Terminal in der Pampa

Wir bleiben noch etwas in Nordamerika, allerdings am anderen Ende der USA: Der grosse Bundesstaat Alaska erfreut sich ebenfalls grosser Nachfrage im Cruise-Segment. Nun wurde bekannt, dass Norwegian Cruise Line in Partnerschaft mit der Huna Totem Corporation, einer Vereinigung von Ureinwohnern Alaskas, ein zweites Kreuzfahrt-Pier in Icy Strait Point bei Hoonah plant. Das Dorf liegt auf der Insel Chichagof am Ausgang der berühmten Inside Passage, ganz im Südosten Alaskas.

Das Pier soll bis Sommer 2020, zum Beginn der Sommer-Cruise-Saison in Alaska, fertiggestellt sein. Es wird gross genug sein, um Schiffe der Breakaway-Klasse von Norwegian abfertigen zu können. Aufgrund der Partnerschaft wird Norwegian zwar keine Exklusivität, aber Priorität bei der Zuteilung der Anlandungstermine erhalten. Der bisherige Pier in Icy Strait Point, welches vor allem für seine natürlich schönheit und häufige Sichtungen von Orcas bekannt ist, wurde erst 2016 eröffnet. Zum Projekt gehört übrigens nicht nur ein neues Pier, sondern auch neue Restaurants und Läden sowie neue Abenteuermöglichkeiten, darunter eine Zipline mit Blick über den Hafen. im kommenden Jahr werden folgende Schiffe bei Icy Strait Point Halt machen: Oceania Cruises Regatta, Seven Seas Mariner, Norwegian Jewel und Norwegian Joy.

Riesen der Meere in einer verlassenen Bucht, wo normalerweise andere Riesen der Meere (Orcas) anzutreffen sind. Bild: IcyStraitPoint.com

Australien will besser vom Kreuzfahrtboom profitieren

Australien will verstärkt vom globalen Kreuzfahrt-Boom profitieren. Die drittgrösste Stadt Australiens, Brisbane im Bundesstaat Queensland, stand bislang aussen vor, da es keine Einrichtung für grosse Kreuzfahrtschiffe gibt und solche bislang am Frachthafen abgefertigt werden mussten. Das ändert sich in absehbarer Zeit: Port of Brisbane und die Reederei Carnival Australia haben sich für den Bau eines neuen Terminals in Luggage Point, etwas nordwestlich des Stadtzentrums gleich beim bestehenden Frachthafen und in unmittelbarer Nachbarschaft des internationalen Flughafens, geeinigt. Das «Brisbane International Cruise Terminal» soll 158 Millionen AU-Dollar kosten und bis Mitte 2020 fertiggestellt sein. Es wurde bereits zu einem Eckpfeiler der touristischen Entwicklung von Queensland deklariert.

Das neue Terminal wird allen Reedereien offenstehen aber auch hier wird Carnival gewisse Vorrechte geniessen. Carnival Australia ist die einzige Reederei, welche Schiffe ganzjährig und ausschliesslich in Australien positioniert - über ihre Marken P&O Cruises Australia, Princess Cruises und Carnival Cruise. Es ist bereits klar, dass die «Carnival Spirit» das erste Kreuzfahrtschiff sein wird, welches Brisbane als Heimathafen hat. Einen Videobeitrag zum Terminalprojekt gibt es unter diesem Link.

So soll das Cruise-Terminal von Brisbane in Luggage Point nördlich des Stadtzentrums dereinst aussehen. Bild: Port of Brisbane

Mombasa will zum wichtigen Kreuzfahrthafen in Ostafrika werden

In Afrika gibt es erst wenige Cruise-Terminals, welche moderne Riesen-Liner empfangen können. Doch auch dort wird man vermehrt auf das Potenzial der Kreuzfahrten aufmerksam. In Kenia gibt es aktuell ein konkretes Projekt: In Mombasa. Die Küstenstadt empfing Touristen bislang vor allem über den Luftweg - entweder mussten Touristen in Nairobi umsteigen, oder in jüngster Zeit gab es mehr Direktflüge nach Mombasa, zuletzt etwa von Qatar Airways. Doch im nächsten Jahr soll ein grosses Kreuzfahrtterminal eröffnen, welches grosse Kreuzfahrtschiffe empfangen kann, womit Mombasa bzw. Kenia diesen Tourismuszweig besser nutzen kann.

Das Terminal kostet 450 Millionen Shilling (rund 4,5 Millionen Franken) und soll im Juli 2019 - mit einjähriger Verspätung zum ursprünglichen Plan - eröffnen. Dass Mombasa im Cruise-Segment noch Luft nach oben hat, beweisen die jüngsten Zahlen: Zwischen Oktober 2017 und März 2018 kamen gerade mal 4747 Touristen auf insgesamt sechs Kreuzfahrtschiffen dort an. Das hat auch damit zu tun, dass vergleichsweise kleine Schiffe mit jeweils deutlich weniger als 1000 Passagieren andockten. Das soll sich künftig ändern: Am neuen Terminal sollen dann gleich zwei Schiffe der Oasis-Klasse gleichzeitig andocken können. In Kenia wird also nicht gekleckert...

Der Hafen von Mombasa ist - noch - beschaulich. Bald könnten hier Schiffe der Oasis-Klasse ankern. Bild: sarah0s on Foter.com / CC BY-NC-ND

Puerto Plata will auch mitmischen

Zum Schluss kehren wir nochmals in die Karibik zurück: Puerto Plata, in der Dominikanischen Republik, will 2020 ein Cruiseterminal eröffnen. Wie Victor Gomez Casanova, der Direktor der dominikanischen Hafenbehörden, gegenüber der Zeitung «Listin Diario» ausführt, sollen dafür 125 Millionen Dollar investiert werden. Das Cruiseterminal soll dereinst von fünf Reedereien belegt werden können, wobei es Platz für drei Schiffe gleichzeitig haben wird.

Im Prinzip soll dafür der bestehende Hafen von Puerto Plata umgebaut werden. Für die Fischer gibt es neue, separate Docks; der Frachthafen wird an einen neuen Ort verlegt. Die Baukonzession wurde an den mexikanischen Konzern ITM Group erteilt, welcher schon den Puerto Costa Maya nahe Playa del Carmen erbaut hat.

Erstaunlich am Projekt ist, dass die Carnival Corporation erst 2016 einen privaten Hafen an der Amber Cove in Maimon nahe Puerto Plata eröffnete. Das 85 Millionen Dollar schwere Prestigeprojekt an der Nordküste der DomRep hat offenbar Lust auf mehr gemacht. Da es dazu noch keine Visuals gibt, anbei ein Video vom bestehenden Hafen Amber Cove.

(JCR)