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Ausflüge waren für Kreuzfahrtreisende mit Behinderung wie auch für die Reedereien bislang eine Herausforderungen. Costa schafft dem jetzt in einem Pilotprojekt Abhilfe - ein Verdienst der eigenen Costa Crociere Foundation. Bild: Costa Cruises

Costa Kreuzfahrten bietet erstmals Landausflüge für Gäste mit Behinderungen an

Tue Gutes, und tue es selber: Seit drei Jahren setzt sich die einzigartige «Costa Crociere Foundation» für Umwelt- und Sozialanliegen ein. Ein neues bahnbrechendes Projekt für Menschen mit Behinderung wird ab Januar 2019 umgesetzt - und reiht sich damit in eine wachsende Anzahl ähnlicher Projekte der Reederei ein.

Kreuzfahrten sind im globalen Tourismus eigentlich immer noch eine Art «Nischenprodukt», wenn man die globalen Marktanteile an Reisenden betrachtet. Doch viele neue Schiffe und ein vergleichsweise starkes Wachstum haben der Kreuzfahrtbranche in den letzten Jahren extrem viel mediale Aufmerksamkeit beschert. Nicht immer nur wohlwollende: In den Bereichen Umwelt oder auch Soziales müssen Kreuzfahrtunternehmen auch Kritik einstecken.

Eine Reederei, welche das Problem bei den Hörnern gepackt hat, ist Costa Cruises. Bereits 2014 wurde die «Costa Crociere Foundation» gegründet – ursprünglich mit dem Ziel, in Italien diverse Projekte im Umwelt- und Sozialbereich umzusetzen. Inzwischen hat die Foundation ihre Aktivitäten auf andere europäische Projekte ausgeweitet und ist seit 2017 gar in Übersee tätig.

Ein Herz für Menschen mit Behinderung

Ein wichtiges Projekt wird nun per Anfang 2019 umgesetzt: Dann gibt es nämlich auf der Costa Diadema auf den Mittelmeer-Kreuzfahrten ein zusätzliches Ausflugsprogramm namens «Adagio Tours». Diese werden allen Gästen mit Behinderungen, ohne zusätzliche Kosten, angeboten. Erarbeitet wurden die Landausflüge gemeinsam mit dem italienischen Verband für Multiple Sklerose (AISM) und mit 15 Frauen, die an MS erkrankt sind.

«Für Menschen mit Behinderungen oder auch ältere Gäste waren Ausflüge stets ein Problem», sagt Davide Triacca, Generalsekretär der Costa Crociere Foundation, gegenüber travelnews.ch, «herkömmliche Ausflüge können sie nicht mitmachen, und speziell für sie konzipierte Ausflüge kosteten schnell ein Vielfaches der normalen Ausflüge. Unser Ziel war es, solche speziellen Ausflüge zum selben Preis wie normale Ausflüge bieten zu können.» Nach erfolgreicher Planung und Testphase ist nun der Startschuss da: Die neuen «Adagio Tours» können ab 1. Januar 2019 vorerst auf allen Mittelmeer-Kreuzfahrten der Costa Diadema gebucht werden. In jedem Anlaufhafen wird in der Regel ein Gruppenlandausflug angeboten, der für alle zugänglich ist. Derzeit stehen Besuche in Genua, Marseille, Barcelona, Palermo, Rom, Palma de Mallorca und Cagliari zur Auswahl. Die Barrierefreiheit aller dieser Touren wurde von AISM nach modernsten, international bewährten Kriterien bestätigt. Dafür waren Änderungen der Procurement-Prozesse, Absprachen mit Behörden und eine neue Logistik notwendig. Für Costa dennoch ein lohnenswertes Engagement, welches die Vision der Foundation, möglichst sozial und nachhaltig unterwegs zu sein, deutlich unterstreicht.

Die «Adagio Tours» ergänzen all jene Dienstleistungen an Bord, die Costa für Menschen mit Behinderungen ohnehin schon anbietet. So verfügen alle Schiffe über entsprechend ausgestattete Kabinen mit allem Komfort. Zudem wird ihnen u. a. ein vorrangiges Einschiffen angeboten, und im Theater, an den Pooldecks und in den Buffetrestaurants werden reservierte Plätze garantiert.

Reisebüro Mittelthurgau erhält Auszeichnung als «Charity Champion»

Die «Adagio Tours» sind die neuste einer langen Liste geglückter Initiativen. Eine weitere ist jene der «Charity Champions»: Davide Triacca weilte am gestrigen 25. September gemeinsam mit Luigi Stefanelli (General Manager Austria & Switzerland, Costa/AIDA Cruises) in der Schweiz, um den neu eingeführten Preis «Charity Champion» zu übergeben. Im Rahmen der diesjährigen «Protagonisti del Mare» hatten sich auch Schweizer Reisebüros dafür bewerben können; gesucht wurde der Vertriebspartner, der zusammen mit gemeinnützigen Organisationen Initiativen mit hoher sozialer Wirkung schafft oder fördert. Unter den Schweizer Einsendungen ging als Gewinner das Reisebüro Mittelthurgau in Weinfelden hervor. Für sein herausragendes Engagement mit der Stiftung Hofacker erhielt es von der «Costa Crociere Foundation» einen Gutschein für eine Spende in Höhe von 2000 Euro, die direkt an die gemeinnützige Organisation übergeben wird.

Ähnliche Auszeichnungen wurden Partnern in Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und Italien verliehen.

Preisübergabe in Weinfelden (v.l.): Dominika Lange (Geschäftsführerin Costa/AIDA Schweiz), Luigi Stefanelli (General Manager Costa/AIDA Central Europe), Davide Triacca (Generalsekretär Costa Crociere Foundation), Markus Heer (Gesamtleiter Stiftung Hofacker), Laura Schläpfer (PM Mittelthurgau) und Stefan Frei (Geschäftsleiter Reisebüro Mittelthurgau).

«Sustainability ist für Costa zentral»

Im Vorfeld der Gutschein-Übergabe erklärten Triacca und Stefanelli bei einem Lunch mit travelnews.ch, wie die Foundation funktioniert. «Uns ging es von Anfang an darum, nicht einfach Geld zu spenden und uns damit die Hände reinzuwaschen, sondern eben eine eigene Foundation zu kreieren, welche Verantwortung übernimmt, Initiativen anstösst, erarbeitet und umsetzt und damit aus eigener Kraft einen Unterschied machen kann», erklärt Stefanelli.

Zu Beginn war die Foundation zu 100 Prozent von Costa Cruises finanziert, inzwischen kommt viel Geld von Partnern, aber auch durch Spenden von Passagieren herein. «Schweizer spenden doppelt so viel wie der Durchschnitt aller Costa-Passagiere», fügt Triacca an.

Bislang sind die Aktivitäten der Foundation auf sehr starkes Echo gestossen. Ein Strandzonen-Reinigungsprojekt in Ligurien involvierte über 3000 Personen, welche 1,5 Tonnen Abfall einsammelten. Das Projekt «Guardiani della Costa» geht sogar einen Schritt weiter und involviert 170 Schulen in ganz Italien: Es geht darum, die total 7500 Kilometer langen unbebauten Küstenteile Italiens zu überwachen, also Änderungen bei der Sauberkeit etc. zu dokumentieren und natürlich auch selber zu reinigen, und Workshops über negative Folgen des Plastiks für die Meere durchzuführen. Ein Jahr nach Beginn dieses Projekts sind bereits ein Drittel der italienischen Küsten so von Studenten «überwacht» - ein überwältigender Erfolg, welcher unterstreicht, dass solche Aktivitäten inzwischen einem Bedürfnis bei vielen Bevölkerungsteilen entsprechen. Das gilt übrigens auch für Genua selber, wo die Foundation nach dem Einsturz einer Brücke am 14. August ein Fundraising auf die Beine stellte, welches auf enormes Echo in der Öffentlichkeit wie auch bei Costa-Branchenpartnern stiess und dessen Erträge zu 100 Prozent an die Gemeinde Genua und die Region Ligurien gehen, welche sich mit den sozialen und infrastrukturellen Nachwehen dieser Katastrophe auseinandersetzen.

Auch in Übersee ist die Foundation tätig, etwa mit einem Ausbildungsprojekt auf den Philippinen. Dort erhalten 500 Kinder aus dem Manila-Slum Tondo eine Ausbildung – zunächst eine Grundausbildung, anschliessend eine Hospitality-Ausbildung. Wer den Kurs abschliesst, kann auf eine Anstellung bei Costa hoffen. Das ist sowohl sozial als auch nicht ganz uneigennützig, braucht doch Costa aufgrund der neuen Schiffe und des allgemeinen Wachstums in den kommenden 8-10 Jahren laut Stefanelli bis zu 20‘000 neue Angestellte.

Gut dokumentiert waren überdies Costa-Projekte wie die Reduktion der Nahrungsmittel-Abfälle oder natürlich auch der Bau neuer Schiffe, welche auf den umweltfreundlicheren LNG-Antrieb setzen.

«Die Foundation ist für uns extrem wichtig», schliesst Triacca, dessen Aktivitäten mit der Foundation natürlich auch eng von der Muttergesellschaft Carnival Corporation verfolgt werden. Aktuell besitzt nämlich noch keine andere Reederei eine ähnliche Foundation, welche aus eigener Kraft Aktivitäten im sozialen (Frauenförderung, Jugendarbeitslosigkeit, Armenhilfe) und im ökologischen Bereich anbietet. Wichtig sei vor allem, dass diese Aktivitäten sichtbar werden, damit möglichst «ein Unterschied hin zu einer besseren Welt gemacht werden kann».

Trafen sich in in Zürich mit travelnews.ch (v.l.): Davide Triacca (Generalsekretär), Dominika Lange (Geschäftsführerin Costa/AIDA Schweiz) und Luigi Stefanelli (General Manager Austria & Switzerland, Costa Cruises & AIDA Cruises). Bild: TN

(JCR)