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Auf Santorini wurde eine gesundheitsgefährdende Luftverschmutzung gemessen – die auf die Schifffahrtsindustrie zurückgeführt wird. Bild: Pixabay.

Gefährden Kreuzfahrtschiffe die öffentliche Gesundheit im Mittelmeerraum?

Ein neuer kritischer Bericht zeigt, dass die Schadstoffbelastung auf Santorini bis zu 17-mal höher ist als auf einer stark befahrenen Strasse. Als Grund werden die zahlreichen Cruise Liners angeführt, die die griechische Insel regelmässig anlaufen und auch die Luft anderer Hafenstädte im Mittelmeer verschmutzen.

Die griechische Insel Santorini zählt jährlich rund zwei Millionen Touristen – viele davon kommen per Kreuzfahrtschiff. Und genau diese sollen die Luft erheblich verschmutzen, wie die britischen Zeitungen «The Independent» und «The Telegraph», bezugnehmend auf einen neuen Bericht, schreiben. Die Forschungen wurden von Axel Friedrich, Experte für Luftverschmutzung, durchgeführt und von den beiden Umwelt-NGOs Hellenic Ornithological Society (HOS) aus Griechenland und dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) unterstützt.

Tests, die im beliebten Touristenort Santorini durchgeführt wurden, sollen ergeben haben, dass die Konzentration von schadstoffbelasteten Partikeln in der Nähe der Schiffe bis zu 100-mal höher war als in den umliegenden Gebieten. Luftqualitätsexperten führten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Messungen auf der Insel durch und stellten fest, dass die Schadstoffbelastung bis zu 17-mal höher war als auf einer stark befahrenen Strasse.

Laut Axel Friedrich habe man Konzentrationen von über 340‘000 Partikeln pro Kubikzentimeter gefunden – in einer sehr belebten Strasse finden sich 20‘000 bis 30‘000. Der Experte schreibt die hohe Luftverschmutzung auf der Insel der Schiffsfahrt- und Kreuzfahrtindustrie zu, die legal Schweröl ohne Abgasreinigungssystem im Mittelmeer nutzen. Laut NABU leiden die Menschen, die auf den griechischen Inseln leben wie auch die Touristen, die sie besuchen, unter den Schiffsemissionen. Die hohen Konzentrationen von Luftschadstoffen habe man in vielen verschiedenen Hafenstädten im Mittelmeerraum und auf der ganzen Welt gemessen, teilt NABU mit.

Umweltorganisationen fordern Schwefelemissions-Kontrollzone

Das Schweröl führt dazu, dass krebserregende Schadstoffe und Partikel in die Atmosphäre gelangen. Diese werden auch mit Herzinfarkten und Schlaganfällen in Verbindung gebracht. Laut Experten ist Luftverschmutzung besonders für ältere Menschen oder solche, die bereits an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, gefährlich.

Die Europäische Kommission schätzt, dass in Europa jährlich bis zu 50‘000 Menschen aufgrund der Luftverschmutzung durch die Schiffsfahrt vorzeitig sterben. Laut der British Heart Foundation können selbst kurzzeitige Aufenthalte in einer solchen Umgebung von einer oder zwei Stunden dauerhafte, negative Auswirkungen auf Herz und Kreislauf haben.

Die HOS und NABU setzen sich für eine Schwefelemissions-Kontrollzone (SECA) im Mittelmeer ein. Solche SECAs bestehen bereits in der Nord- und in der Ostsee. Gemäss NABU konnte die Luftqualität in einigen Küstengebieten seit der Einführung dieser Zonen im Jahr 2015 um bis zu 50 Prozent verbessert werden.

Den Kreuzfahrtgesellschaften ist das Problem bekannt. Deshalb setzten verschiedene Reedereien wie AIDA, TUI Cruises, Costa Crociere oder Carnival bei ihren zukünftigen Schiffen auf den umweltfreundlicheren Flüssiggas-Antrieb (LNG).

(LVE)