Business Travel

Surf Air setzt noch stärker auf den Schweizer Markt und fliegt nun auch ab Genf und Basel. Bild: Surf Air

Die Schweiz ist ein Privatjet-Hotspot

Nachdem JetClass im Januar offenbar mit Erfolg Einzelplatzverkauf auf Privatjets ab drei Schweizer Flughäfen lancierte, kontert nun Surf Air mit einem Streckenausbau ab der Schweiz und einem neuen Privatjet-Einzelplatzverkauf. Der Konkurrenzkampf freut vor allem die Geschäftsreisenden.

Im Januar kündigte das Unternehmen JetClass sieben neue Routen innerhalb Europas an. Das österreichische Startup hatte bereits im Juli 2017 die Routen Zürich-Brüssel, Genf-Stuttgart und Genf-Mailand aufgenommen – anfangs Jahr folgten Flüge von Zürich nach Mailand (Linate), Luxemburg, Wien und München, von Genf nach Paris (Le Bourget) und Mailand (Linate) sowie auch ab Basel nach Mailand (Linate). «Wir bemerken einen ausserordentlich hohen Bedarf für unseren Service in der Schweiz mit seiner Vielzahl an Geschäftsreisenden; aus diesem Grund haben wir entschieden, unser Angebot hier massiv zu verstärken», liess Wagas Ali, CEO und Co-Founder von JetClass, damals wissen. In den ersten sechs Monaten seien 90 Flüge durchgeführt worden.

Das Ziel von JetClass ist es, Privatjet-Flüge «massentauglich» zu machen. Das Geschäftsmodell setzt auf Einfachheit: Es werden Privatjet-Flugsitze einzeln verkauft. Dies erfolgt über die eigene Webseite, aber auch über alle grossen GDS sowie Metasearcher wie Kayak, Skyscanner oder Momondo sowie über Tripadvisor und Expedia. So lassen sich Privatflüge einfach online buchen – zu Preisen ab 390 Euro. Eine Mitgliedschaft ist nicht nötig.

Surf Air kontert

Beim Mitbewerber Surf Air funktioniert das Geschäft etwas anders. Bei Surf Air muss man aus zwei Optionen wählen: Ein «All-you-can-fly» mit einem fixen Monatsbeitrag, der zu unbegrenzten Flügen im europäischen Streckennetz berechtigt, oder – neu! -die «Escapes Membership», wo Mitglieder Einzelplätze ab 350 GB-Pfund pro Flug erwerben können. Immer wieder hörte man, dass Surf Air in Europa (Surf Air Europe ist ein Ableger der erfolgreichen kalifornischen Surf Air) Mühe bekunde. Doch den Schweizer Markt lässt sich Surf Air so leicht nicht von Newcomer JetClass abluchsen. Wie letzte Woche bekannt wurde, baut Surf Air ihr Angebot ab der Schweiz nun ebenfalls markant aus – und wird wie JetClass ebenfalls neu ab Basel fliegen.

Ursprünglich flog Surf Air seit letztem September ab Zürich nach London-City; im Februar 2018 kamen noch Flüge nach Luxemburg und München hinzu sowie Flüge ab Genf nach London-City. Dazu wurde zeitweise von London-City nach Sitten und Samedan geflogen. Der Webseite von Surf Air ist nun zu entnehmen, dass ab Zürich neu auch Wien, Mailand und Brüssel angeflogen werden, sowie dass ab Genf auch Mailand und auch ab Basel nach Mailand geflogen wird. Waren diese Flüge ab Zürich bereits in Aussicht gestellt worden – das geplante Zürich-Cannes wird aber vorerst nicht aufgenommen – so überraschen vor allem die Flüge ab Genf und Basel nach Mailand. Surf Air scheint hier in direkte Konkurrenz zu JetClass treten zu wollen.

Mehr Auswahl und vernünftige Preise

Das Geschäft mit Einzelplatzverkauf auf Privatjets ist für Geschäftsreisende natürlich äusserst attraktiv. Zum einen spart man sich die herkömmlichen Flughafenstrapazen durch Check-in und Security im Privatjet-Terminal. Zum anderen schätzen Geschäftsreisende den Flug in Privatjets wie Embraer Phenom 300 oder Pilatus PC-12, im Gegensatz zu den kaum mehr vom Economy-Flug unterscheidbaren Kurzstrecken-Business-Produkten bei den grossen Airlines. Und wenn JetClass und Surf Air dieselben Strecken bedienen, entsteht einerseits Konkurrenz, sprich bessere Preise, aber auch eine grössere Auswahl, indem sich die Flüge der beiden Anbieter potenziell ergänzen, zumal sie ja Oneway gebucht werden können.

Der Privatjet-Einzelplatzverkauf, nun also auch bei Surf Air im Angebot, wächst momentan in den USA rasant. Auch dort ist Surf Air darauf aufgesprungen, infolge Konkurrenz durch Anbieter wie JetSuiteX, Tradewind Aviation, Blade oder JetSmarter. Allerdings sind auch schon diverse Anbieter an diesem Modell gescheitert, etwa Beacon, Blackjet, Dayjet oder Pogo Jet. Trotzdem könnten sich Modelle wie jenes von JetClass oder Surf Air, sofern sie hohe Frequenzen auf einzelnen Routen hinkriegen und tatsächlich für mehr  «convenience» bei Geschäftsreisen sorgen, zu ernsthaften Konkurrenten etablierter Airlines in diesem Segment entwickeln.

(JCR)