Business Travel

«Noch wichtiger als das Umsatzwachstum: wir konnten auch bei der Anzahl Passagiere zulegen», sagt Robert Berger, CEO von bta first travel, zum abgelaufenen Jahr. Bild: TN

«Wir bewegen uns immer noch in einem People-Business»

Gregor Waser

Robert Berger, CEO von bta first travel, äussert sich zu den aktuellen Herausforderungen im Geschäftsreisemarkt und sagt, wieso bta bei den KMUs punktet.

Herr Berger, Flüge und Hotels zu buchen, wird immer einfacher. Und vielreisende Geschäftsleute kennen sich bei der Materie gut aus. Braucht es da überhaupt noch Geschäftsreise-Spezialisten wie Sie?

Robert Berger: Davon bin ich überzeugt, auch in Zukunft. Wir sehen uns als Anwalt unserer Kunden. Geschäftsreisende stehen unter Zeitdruck und wollen so einfach wie möglich von A nach B gelangen. Und stundenlang nach dem besten Tarif suchen, wollen sie nicht. Mit unserem Know-how können wir für Transparenz sorgen bei den vielen Angeboten.

Wie erleben Sie die Konkurrenzsituation im Schweizer Geschäftsreisemarkt?

Wir konnten im letzten Jahr weiter zulegen und sind die Nr. 4 oder 5 in der Schweiz. Unser Fokus auf Firmen im KMU-Bereich behagt uns. Eine verstärkte Konkurrenz sind für uns sind die Leistungsträger. Airlines und Hotels versuchen je länger je mehr, direkt an die Kunden zu gelangen und diese mit personifizierten Angeboten anzusprechen. Wobei hier anzufügen ist: ein gläserner Reisender läuft Gefahr, wenn der Leistungsträger das sich wiederholende Reisemuster erkennt – am Montagmorgen hin nach London, am Freitagabend zurück –, das sich dies beim Preis negativ auswirkt.

Und bei Ihnen erhält er stets den besten Preis?

Das ist unser Anspruch. Schliesslich verdienen wir nicht prozentual am Reisepreis, sondern anhand einer Beratungsgebühr. Wir profitieren also nicht davon, ein teures Ticket zu verkaufen.

Wie verlief das vergangene Jahr bei bta first travel?

Wir konnten beim verrechneten Umsatz um 6,2 Prozent auf 124,1 Millionen Franken zulegen. Aber viel wichtiger für uns: wir sind auch bei der Anzahl Passagieren gewachsen.

«Wir stehen von der Planung bis zum Abrechnungsabschluss zur Seite»

Wieso gelingt es Ihnen, bei den KMUs zu punkten?

Wir bewegen uns immer noch in einem People-Business und sind mit unseren 13 Standorten gut vertreten. Auch wenn Geschäftsreisen relativ abstrakt und Technologie-verbunden sind, der Mensch dahinter ist immer noch äusserst wichtig und notwendig. Der stets dichtere Tarifdschungel spielt uns zudem in die Karten – wir bieten den Marktüberblick.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Nehmen wir einen Flug vom 19. bis 25. Februar nach Los Angeles. Ab Zürich kostet das Business-Class-Ticket 6888 Franken. Das gleiche Produkt ab Mailand via Zürich nach Los Angeles kostet 2903 Franken. Diese Deals und verschiedene, andere Möglichkeiten muss man kennen. Klar, bei einem 150-Franken-Ticket nach London, sind unsere Möglichkeiten, tiefere Tarife zu finden, gering. Für diese Buchungen steht unserem Kunden eine Online Buchungslösung zur Verfügung. Somit wählt er den Buchungskanal selbst und hat am Schluss wieder alles aus einer Hand. Die Zusammenarbeit lohnt sich für Firmen und Geschäftsreisende aufs Jahr hinaus zweifellos.

Ein gewiefter Geschäftsreisender oder Travel Manager einer Firma findet diesen Mailand-Tarif vielleicht auch selber.

Möglich. Aber es geht eben nicht nur um die günstigsten Tarife und deren Buchung. Von der Planung bis zum Abrechnungsabschluss stehen wir zur Seite. Und die Themen Daten Reporting, Sicherheit auf Reisen, Digitalisierung, Fluggastrechte und verschiedene Abrechnungslösungen spielen ebenso eine zunehmend wichtige Rolle. Firmen müssen wissen, wo sich gerade ihre Leute befinden, ob sie Anspruch auf Rückerstattungen haben oder wie ein digitalisiertes Reiseprogramm mit der Agenda oder dem Outlook verknüpft werden kann. Diese vor- und nachgelagerten Prozesse sind für Firmen sehr wichtig.

Stellen Sie ein verändertes Reiseverhalten fest bei Geschäftsreisenden?

Die Generation Y wächst in verantwortungsvolle Positionen hinein. Eine Entwicklung ist die, dass sich Business und Leisure verstärkt vermischen. Die Art des Arbeitens und die Arbeitszeiten verändern sich. Da gehts etwa darum, den Geschäftstrip nach Los Angeles noch um zwei Nächte zu verlängern und Ausflugs- und Restaurantvorschläge und viele andere Angebote zum richtigen Zeitpunkt zugespielt zu bekommen und diese buchen zu können. Für uns heisst das, auch hier Lösungen anzubieten – so, dass dann eben diese Privatleistungen separat abgerechnet werden, aber dem Kunden doch alles als ein einziges, gesamtes Reiseerlebnis dargestellt werden kann.