Business Travel
Schweizer Geschäftsreisende sind 21,5 Mal zur Sonne geflogen
Linda von EuwDer Dienstleister Airplus, der Produkte für das Bezahlen und Abrechnen von Geschäftsreisen anbietet, darunter Kreditkarten, informierte gestern über das vergangene Geschäftsjahr und über neue Projekte. Mit 1200 Mitarbeitenden und 49'000 Kunden, darunter 2'000 Schweizer Kunden, verzeichnete das Unternehmen einen Rekordgewinn von 76 Millionen Euro - im Jahr 2015 betrug der Gewinn noch 52 Millionen Euro.
Das deutliche Plus ist vor allem drei Sondereffekten zuzuschreiben. «Wir haben Wachstum gehabt, konnten die Produktivität erhöhen und haben einen einmaligen Sondereffekt von 32 Millionen Euro durch den Verkauf von Visa Europa an Visa International verzeichnet», erklärt Patrick Diemer, Geschäftsführer Airplus International. Aber es gab auch einen negativen Effekt, der durch die Interchange-Fee entstanden ist: «Im vergangenen Jahr mussten wir aufgrund der Regulierungen der EU die Master- und Visa-Card neu aufstellen, denn die meisten der Karten wurden als Customer-Cards eingestuft.» Dadurch ist Airplus einen Verlust von 12 Millionen Euro entstanden.
Und die Regulierungen der EU werden das Unternehmen auch weiterhin beschäftigen: Aktuell wird gerade das sogenannte Payment-Service-Directive-Gesetz (PSD2) diskutiert. Dieses sieht eine starke Kundenauthentifizierung vor: Ähnlich wie im Online-Banking sollen Kreditkartennutzer bei einer Online-Transaktion die Bezahlung mit einem zusätzlichen Pin, der beispielsweise aufs Handy geschickt wird, authentifizieren. Das Problem im Geschäftskundenbereich: Die Kreditkarten laufen auf die Firma oder auf ein Reisebüro und nicht auf den einzelnen Anwender. Bei privaten Kreditkarten wird bei einer von 909 ein Betrugsfall gemeldet. Laut eigenen Airplus-Erhebungen gibt es bei Kreditkarten, die auf ein Unternehmen laufen, deutlich weniger Betrug: Das trifft nur bei einem 1 von 39'683 Fällen zu.
Die genaue Bedeutung dieser Regulierungen und wie sie sich auf die Schweiz auswirken könnten, erklärt Andreas Stehrenberger, Geschäftsführer Airplus Schweiz im Video-Interview mit travelnews.ch:
Die Bezahlung der Zukunft erfolgt via Smartphone
Airplus will in Zukunft den Fokus noch stärker auf das unsichtbare Bezahlen via Smartphone legen und die Prozesse von Buchung, Bezahlung und Abrechnung zu einem Prozess verschmelzen. So sollen Kunden, die beispielsweise ein Airport-Parking nutzen, kein Ausfahrtticket mehr ziehen und dieses dann mühsam am Automaten bezahlen müssen. Dies alles soll virtuell via Smartphone geschehen - bezahlt wird direkt über die in der Applikation hinterlegten Firmenkreditkarte. Das Projekt wurde am Flughafen Frankfurt pilotiert und soll auf alle grössere Airports ausgeweitet werden.
Auch Flugbuchungen direkt aus dem Outlook-Terminkalender sollen möglich sein. Amadeus bietet bereits eine solche intelligente Lösung an. Bezahlen ohne Kreditkarte ist auch schon bei verschiedenen Mietwagenanbieter möglich sowie bei Airbnb oder Snapcar - dem französischen Pendant zu Uber.
Ein weiteres Zukunftsprojekt heisst dine+go: Dabei soll App an das Cash-System des Restaurants angeschlossen werden. Im hinterlegten Profil wählt der Gast die bevorzugte Zahlungsmethode und erhält die elektronische Rechnung – auf direktem Weg integriert in die Reisekostenabrechnung Der Gast muss nicht mehr auf die Rechnung warten und kann das Restaurant verlassen, wann er möchte und zusätzlich angeben, wie viel Trinkgeld er geben möchte.
Schweizer gehen weniger auf Geschäftsreisen
Die Schweizer Geschäftsreisenden zeigen sich zurückhaltender als auch schon: Nachdem bereits 2015 die Kosten deutlich gesunken waren, wurden im letzten Jahr für ein Flugticket durchschnittlich nur noch 852 Franken bezahlt. Das sind 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch bei den Bahntickets schrumpfte der Durchschnittspreis um 0,7 Prozent auf 148 Franken. Zudem wurden 3,5 Prozent weniger Bahnbillete gekauft (insgesamt 143'000 Buchungen).
Anders sieht es bei den Mietwagenfirmen aus: Ein Rückgang von 7 Prozent auf 222 Franken pro Buchung zeige den härter gewordenen Konkurrenzkampf der Anbieter. Airplus verzeichnete hier insgesamt 8'200 Buchungen, das macht ein Plus von 13.2 Prozent aus. «Die Buchungen sind aber grundsätzlich nicht gestiegen, wir sehen hier vor allem, dass die Unternehmen vermehrt auf das Bezahlen mit Kreditkarte umsteigen», erläutert Stehrenberger.
Obschon die Schweizer Geschäftsreisende in Flugkilometer gemessen 21,5 Mal zur Sonne geflogen wären, sank die Zahl der verkauften Flugtickets um 4,4 Prozent. Die Unternehmen würden vermehrt sparen. Der Rückgang der Flugticketpreise liegt laut Stehrenberger hingegen vor allem an den Low-Cost-Carriers, die deutlich mehr Marktanteil gewinnen. Schweizer Geschäftsreisende würden nicht nur häufiger mit Billig-Airlines wie Easyjet und Co. fliegen, sondern auch vermehrt in der Holzklasse Platz nehmen. Insgesamt fliegend 9,9 Prozent aller beruflich Reisenden mit einem Low-Cost-Carrier, im Jahr 2015 waren es erst 9,1 Prozent. Praktisch nicht genutzt wird das Angebot der Premium-Economy.
Die Anzahl weiblicher Geschäftsreisenden steigt
Knapp drei Viertel aller Geschäftsreisen mit dem Flugzeug fanden innerhalb Europas statt. London bleibt die meist frequentierte Stadt der Schweizer Geschäftsreisenden, gefolgt von Düsseldorf, Wien und Berlin. Bei den Übersee-Destinationen wird am meisten New York, gefolgt von Shanghai, Moskau und Singapur angepeilt.
Im Vormarsch sind die Frauen: Im Jahr 2016 knackte die Anzahl Geschäftsreisender Frauen erstmals die 20-Prozent-Marke: 20,4 Prozent Frauen waren beruflich unterwegs. Sie bevorzugen Reisen innerhalb Europas und fliegen im Vergleich zu den Männern mehr in Economy-Class. Ausserdem würden Frauen frühzeitiger buchen und ihre Reisen weniger häufig stornieren als die männlichen Geschäftsreisenden.
Der beliebteste Tag für Geschäftsreisen ist bei beiden Geschlechter der Montag: Hier erfolgen 26,3 Prozent aller Abreisen.