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Ewa Ming weiss: «Es braucht in der Schweizer MICE-Szene Kooperationen, Strukturwandel und Mut für neue Leuchtturm-Projekte.»

«Das Programm des 'Digital Summit für KMU' wird fulminant»

Ewa Ming ist mit ihren Unternehmen seit 20 Jahren eine feste Grösse in der Schweizer MICE-Landschaft. Auch in diesem Jahr prägt sie mit diversen Innovationen den MICE-Markt. Travelnews.ch hat nachgefragt.

Seit ziemlich genau 20 Jahren ist Ewa Ming selbständig und hat sich mit ihren drei Firmen Ming Agentur AG, Celebrationpoint AG und Emex Management GmbH, deren Inhaberin und Geschäftsführerin sie bis heute ist, eine herausragende Position im Schweizer MICE-Markt erarbeitet. Doch beginnen wir von vorne.

Nach ihrer Ausbildung zur Diplom-Hotelière an der EHL und Stationen in Marketing und Sales bei verschiedenen Hotels in der Schweiz, darunter Mövenpick, gründete Ewa Ming vor 20 Jahren die Ming Agentur, welche auf Corporate Events & Culture sowie der Kreation von Marketingkonzepten für die Hotellerie und Gastronomie spezialisiert ist. Mandate für Verbände und Vereine, wie z.B. HSMA, legten den Grundstein für das heutige Netzwerk.

2003 folgte die Gründung des Experten-Netzwerks Celebrationpoint AG als Schweizer Kompetenzzentrum und Networking-Plattform für die MICE-Industrie. Parallel wurde die Celebration-Hotels-Gruppe aufgebaut und die erste Celebrationpoint-Messe auf dem Üetliberg im Uto Kulm durchgeführt. Heute versteht sich Celebrationpoint als Spezialistin für Marktbearbeitung in der Event- und Meetingbranche und fungiert als Drehscheibe zwischen Dienstleistern und Veranstaltungsverantwortlichen. Zentrale Aufgabe sind interaktive Plattformen für neue Kontakte und Erfahrungsaustausch sowie zielgruppengerechte Dienstleistungen live, online und im Print.

Bereits 2006 übernahm Ewa Ming gemeinsam mit Willi Gyger von der Wigra Expo die X-Messe und gründete im Zusammenschluss mit der eigenen Eventmesse Celebrationpoint die SuisseEMEX als führende Schweizer B2B-Fachmesse für Marketing & Event. Die Ming Agentur zeichnet seither für die Grafik, Kommunikation und Pressearbeit der Messe verantwortlich und gestaltet die gesamte Werbung.

16 Mitarbeitende und ein Kreativ-Kopf

Die drei voneinander unabhängigen Firmen arbeiten projektbezogen oder im Mandatsverhältnis zusammen. Dabei kommt es in Teilen auch zu einer Personalunion einzelner Mitarbeiter. In den drei Unternehmen arbeiten 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Das Team der Ming Agentur umfasst derzeit zehn fest angestellte Mitarbeiter. Ming selber zeichnet für Business Development und Strategie verantwortlich, Agenturleiter Stephan Willi für die operative Leitung. Das Team der Celebrationpoint setzt sich aus Ewa Ming, Agenturleiter Stephan Willi sowie drei weiteren Mitarbeiterinnen zusammen. Bei der Geschäftsführung der EMEX Management GmbH schliesslich wird Ming seit Anfang 2017 durch Diego Allemani, vormals Geschäftsführer Jobsource, als stellvertretendem Geschäftsführer unterstützt. Drei Mitarbeiterinnen ergänzen das Team, wobei eine Stelle noch offen ist.

Ming, welche über das Hotelmanagementdiplom hinaus auch über einen CAS in Kulturmanagement an der Hochschule Luzern und eine Marketingausbildung verfügt, sieht sich selber als «Kreativkopf und Ideen-Scout» für die drei Firmen und erklärt: «Zu meinen Herzensprojekten zählt neben der SuisseEMEX etwa der Digital Summit, ein neues Kongressformat, welches KMU dabei unterstützen soll, den digitalen Wandel erfolgreich zu meistern, sowie auch der Swiss Handicap Förderverein. Trotz der Dynamik in allen Lebensbereichen möchte ich eine zufriedenstellende Work-Life Balance für mich persönlich erreichen.»

Die Tipps von Ewa Ming

Welche Tipps hat die MICE-Fachfrau auf Lager für Personen, welche ein Meeting oder einen Event organisieren? «Ein gelungenes Meeting oder ein erfolgreicher Event sind von vielen Faktoren abhängig», weiss Ming, «eine strukturierte Organisation im Vorfeld mit verlässlichen Ansprechpartnern ist sehr wichtig. Die Zusammenarbeit muss reibungslos funktionieren, dazu dürfen Kreativität und Innovationsfreude nicht fehlen. Wichtig ist zudem Flexibilität, denn oft kommt nicht alles wie geplant.»

Doch wie kann man sich am besten abheben? Auch da hat Ming klare Vorstellungen: «Professionelle Vorbereitung ist die halbe Miete. Ein erfolgreicher Messeauftritt bietet beste Kommunikationsmöglichkeiten. Er dient nicht nur der Generierung von Neukunden, sondern ist auch Imagepflege und kann auch Anziehungspunkt für potenzielle Mitarbeiter sein. Das Design des Messestands und die Ansprache der Besucher sind wichtige Faktoren. Um von einem Messeauftritt langfristig profitieren zu können, bedarf es im Vorfeld einer strukturierten Planung der Messekommunikation. Angefangen von der Auswahl der geeigneten Messe, der Vorankündigung des eigenen Messeauftritts, der Konzeption des Messestands, gefolgt von Einladungen an seine Kunden, dem Erstellen der Pressemappen und einer aktiven Kommunikation über Social Media und Newsletter. Während der Messe gilt es, professionell aufzutreten und sich konkrete Ziele zu setzen. Nach der Messe gilt es, sofort jedem Kontakt nachzugehen.»

Probleme ortet Ming in der Zusammenarbeit von Behörden und Privatunternehmen, wenn es um die Stärkung des MICE-Standorts Schweiz gehen. «Es braucht Kooperationen, Strukturwandel und Mut für neue Leuchtturm-Projekte! Ich wünschte mir von den Entscheidern grosszügigeres Denken über die Kantons- oder Dorfgrenzen hinaus, mehr Innovation und Investition in aussergewöhnliche MICE-Projekte. Handeln statt Jammern!»

Innovation dank dem neuen Digital Summit

Den geforderten Innovationsgeist lebt Ming gleich selber vor. Zum einen gibt es diverse neue Features bei ihrer wichtigsten Messe, der SuisseEMEX, notabene mit einer Fokussierung auf Erlebnisse. Dazu Ming: «B2B Messen von heute sind stark Erlebnis geprägt, müssen die Trends der Branche widerspiegeln und als Zusatznutzen eine Plattform für Wissenstransfer und top Networking sein.» Obwohl die Messe gut etabliert ist, weiss Ming, dass heutzutage niemand auf Messen wartet: «Der Verkaufsprozess und die Vermarktung laufen über verschiedenste Marketingkanäle – on- und offline. Daher hat es eine Messepräsenz innerhalb des Marketing-Mix zurzeit schwerer als Onlinewerbung. Ich bin mir aber sicher, dass der Stellenwert von Live-Präsenzen an Messen in der schnelllebigen digitalen Welt wieder zunehmen wird.»

Innovation gibt es auch in Form des neuen «Digital Summit for KMU», welchen Ming ins Leben gerufen hat, weil der digitale Nachholbedarf bei KMUs riesig und praxisbezogene Hilfestellung mit Best Practice für Unternehmer gefragt sei. «Ziel ist es, Entscheidern aus KMU mit praxisbezogenen Formaten im digitalen Transformationsprozess Orientierung zu geben und sie gemeinsam mit den Digital Summit Experten nachhaltig über 365 Tage zu begleiten», erklärt Ming das Konzept. Das Format als Wissenskongress mit 16 Lernwerkstätten, einer vorgelagerten Expo-Fläche, Beratungslounge und TechLab wird von diversen Branchenpersönlichkeiten und Unternehmen, darunter etwa Google, getragen. «Das Programm, gerade etwa im Bereich der Experten-Vorträge, wird fulminant», verspricht Ming. Für Jungunternehmen sei zudem ein besonderes Programm vorgesehen. Der Digital Summit für KMU findet im Campus-Style in Halle 7 der Messe Zürich sowie in weiteren Seminarräumlichkeiten rund um das Gebäude statt.

Konsolidierung ist angesagt

Mit dieser Neuerung hat es sich aber vorerst. Obwohl Ming glaubt, dass es Platz für weitere Formate gebe, sei zurzeit nichts Neues geplant. Primär gehe es darum, an bestehenden Formaten weiter zu feilen.

Dazu zählt unter anderem «The Club» von Celebrationpoint, der seit anfangs 2016 besteht und bereits über 100 Mitglieder aus der ganzen Schweiz zählt. Bisher wurden fünf «The Club»-Events durchgeführt. 2017 steht laut Ming unter dem Motto «Blick hinter die Kulissen», geplant sind unter anderem Events in der neu eröffneten Samsung Hall und ein Event-Besuch an der Grossveranstaltung «Badenfahrt».

Übrigens haben alle Mitglieder von «The Club» Anrecht auf eine «MICE-Benefit Card». 2016 hat die Celebrationpoint rund 80 Karten ausgestellt. Ming spricht von einem «Insider-Produkt», welches im Zuge der Lancierung der neuen Website besser dargestellt werden soll. «Ich erhoffe mir, dass dann die spannenden Angebote mehr Aufmerksamkeit erhalten», schliesst Ming.

(JCR)