Business Travel

Flug- und Hotelpreise steigen 2017 moderat

Denise Weisflog

Nach begrenzten Preissteigerungen im 2016 zeichnet sich für das kommende Jahr ein ähnlicher Trend ab.

Geschäftsreisen werden im nächsten Jahr nicht billiger. Der Global Business Travel Forecast 2017 von American Express Global Business Travel (GBT) prognostiziert weltweit gleichbleibende bis moderat höhere Tarife für Flug, Hotel, Bahnen, Mietwagen und Taxis. Die kontinuierliche Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft und niedrige Ölpreise, der bevorstehende Brexit, die Zunahme populistischer Politik und wachsende Sicherheitsbedenken in vielen Ländern haben zu mehr Verunsicherung auf dem Weltmarkt geführt.

Sicherheitsbedenken in Europa

In Europa spüren die Fluggesellschaften erheblichen Gegenwind in Form von schwachen Wirtschaftsleistungen, Sicherheitsbedenken, Wettbewerbsdruck auf den Langstrecken durch die Golf-Airlines sowie wachsender Präsenz der Low-Cost-Carriern auf den Kurzstrecken. Die Günstig-Fluggesellschaften werden ihren Expansionskurs 2017 fortsetzen, was zur Folge hat, dass die Flugpreise auf dem Niveau von 2016 bleiben werden. Der Wertverlust des Britischen Pfunds nach der Entscheidung zum Brexit bewirkte kurzfristig, dass Reisen aus Grossbritannien heraus teurer wurden.

Die mittel- bis langfristigen Auswirkungen des Brexit auf Geschäftsreisen lassen sich nicht abschätzen, bis die britische Regierung Verhandlungen mit der EU aufnimmt, was für das zweite Quartal 2017 erwartet wird. Die politische und wirtschaftliche Verunsicherung in Europa ebnet die Hotelnachfrage ein. Da aber insgesamt neue Kapazitäten fehlen, sollten die Preissteigerungen milde ausfallen. Trotz der Spekulation, dass stärkere Nachfrage zu höheren Tarifen führen würde (durch preisbewusste Touristen und durch Briten, die zu Ferien im eigenen Land gezwungen sind), bleiben die Raten auf ihrem Niveau und dürften dies auch 2017 tun.

GBT geht zudem davon aus, dass in den europäischen Ländern mit starkem Nachfragewachstum, wie Irland oder Russland, die Preissteigerungen vergleichbar stabil ausfallen werden. Im Gegensatz dazu wird die starke Nachfrage, die Dubai und Abu Dhabi registrieren, vor dem Hintergrund der erheblichen Bautätigkeit in dieser Region nur zu geringen Preissteigerungen führen. Reisende, die in Europa Mietwagen buchen, suchen zunehmend umweltfreundliche Angebote, zum Beispiel Hybrid- oder E-Autos.

Auch wenn die Anbieter sich auf diesen Trend vorbereiten, dürften sie ihre Flotten erst anpassen, wenn die entsprechende Infrastruktur für den Betrieb vorhanden ist. Die Preise werden in allen Regionen Europas nur minimal steigen, da wirtschaftliches Wachstum auf den Wettbewerb unter den Mietwagen-Anbietern trifft, die ihre regionalen Marktanteile ausbauen wollen.

Nordamerika bleibt stark

In Nordamerika führen Überkapazitäten und der starke Wettbewerb zwischen klassischen Fluggesellschaften und Low-Cost-Carriern auf stark frequentierten Strecken zu den erwartet niedrigeren Tarifen. Allerdings werden sie durch steigende Zusatzentgelte ausgeglichen, da Airlines weiter nach neuen Umsatzquellen suchen. In Lateinamerika werden für Brasilien und Argentinien moderate Preissenkungen durch Überkapazitäten, politische Turbulenzen und den sinkenden Wert der Währung erwartet, wohingegen die stärkere Wirtschaftsleistung in Chile und Mexiko zu Preissteigerungen führen kann.

In den USA kommen erhebliche neue Kapazitäten auf den Markt. Da sie mit der Nachfrage Schritt halten, sind nur moderate Steigerungen geplant. In Kanada werden die Preise grösstenteils leicht nach oben gehen, da die Nachfrage steigt, was wiederum mit dem schwachen kanadischen Dollar zu tun hat. Trotz einiger Lichtblicke in Kolumbien und Mexiko bleibt die Nachfrage in Lateinamerika niedrig, sodass die Preise gesamthaft leicht sinken werden. Insgesamt hat das Auftreten des Zika-Virus die Zahl der Reisenden in der Region im Jahr 2016 nicht beeinflusst, was auch für 2017 erwartet wird.

Wegen aussergewöhnlich grosser Flotten und des starken Wettbewerbs unter den grossen Anbietern bleiben in den USA die Mietwagentarife für Geschäftsreisende 2017 unverändert. Wie schon Airlines und Hotels dürften auch die Mietwagen-Anbieter Zusatzangebote in den Vordergrund rücken, um die Gewinne zu steigern. Taxi-Unternehmen und Limousinen-Services bekommen zu spüren, dass Sharing-Economy-Anbieter ihr Firmenkunden-Angebot weiter ausbauen, und investieren in Kundenprozesse und mobile Angebote, um die Reisenden zurückzugewinnen. Auch in Kanada werden die Tarife nachgeben, und in Lateinamerika setzen neue Marktteilnehmer und neue Kapazitäten den Preisen Grenzen.

Asien/Pazifik treibt Wachstum voran

Die Flugpreise werden laut GBT im grössten Teil der Region Asien/Pazifik unverändert bleiben, leichte Steigerungen hängen von der Strecke und der Tarifklasse ab. Trotz hoher Nachfrage und relativer politischen Stabilität halten Überkapazitäten die Tarife im Zaum. Hauptfaktor für die Reisepreise ist die Feriennachfrage aus China. Die indische Branche hat sich zur am schnellsten wachsenden der Region entwickelt, die Kapazität hält gerade noch mit der Nachfrage Schritt.

Verschiedene wirtschaftliche Faktoren werden dazu führen, dass sich die Zimmerpreise von Land zu Land stark unterscheiden. Die wachsende chinesische Mittelklasse und die stärker werdende indische Wirtschaft tragen zu einem starken Nachfragewachstum bei, das durch vergleichbare Kapazitätszuwächse weitgehend aufgehoben wird, da sich Preiserhöhungen in Grenzen halten. Regionen ohne neue Kapazitäten wie Sydney oder Tokio dürften Tariferhöhungen erwarten.

In vielen Ländern der Region Asien/Pazifik gewinnen nationale und internationale Sharing-Economy-Anbieter Marktanteile. Das gilt besonders für Indien und China. Der australische Mietwagenmarkt bleibt der grösste der Region. GBT erwartet, dass die Preise unverändert bleiben, da die steigende Nachfrage von Besuchern, die vom schwachen australischen Dollar profitieren, die bestehende Schwäche der Bergbaubranche ausgleicht.