Business Travel

v.l.: Roland Birchmeier (bta first travel), Patrick Moreillon (American Express Global Business Travel) und Andreas Schneider (Kuoni Business Travel) verraten die Geschäftsreisetrends in diesem Jahr. Bild: zVg / Montage: TN

«Sicherheit steht bei den Kunden an erster Stelle»

Nina Wild

Wie steht es eigentlich um die Nachfrage von Geschäftsreisen und haben sich die Bedürfnisse der Business Traveller geändert? Travelnews hat sich bei bta first travel, Kuoni Business Travel und American Express Global Business Travel umgehört.

Kurz nach London für ein Meeting jetten, zurück kommen und am nächsten Tag direkt weiter nach Rom reisen, um Geschäftstermine wahrzunehmen. Das war vor der Pandemie für Geschäftsleute Gang und Gäbe. Die unübersichtlichen Einreisebestimmungen und das zwischenzeitliche Grounding der Flugzeuge gepaart mit der ständigen Unsicherheit hat auch Firmen ihre intensive Reisetätigkeit hinterfragen lassen.

Zumindest in der Schweiz erholt sich die Nachfrage nach Reisen im Leisure-Bereich langsam wieder. Doch wie steht es bei den Business Reisen um das Interesse nach Trips ins Ausland? «Die Nachfrage nach Geschäftsreisen nimmt stetig zu. Insbesondere Geschäftsreisen innerhalb Europas und in die USA sind bei unseren Kundinnen und Kunden derzeit gefragt», sagt Roland Birchmeier, CEO des Geschäftsreisespezialisten bta first travel, der in der Hotelplan Group angesiedelt ist. Dennoch rechne er nicht damit, dass jemals wieder das Niveau von 2019 erreicht werden könne, weil virtuelle Meetings und Nachhaltigkeit immer wichtiger werden. Dennoch gewann das Unternehmen im letzten Jahr so viele Neukunden wie noch nie.

«Die Geschäftsreisen haben wieder zugenommen und wir sehen eine steigende Tendenz der Anfragen und Buchungen», freut sich Andreas Schneider, Head of Business Travel Switzerland bei Kuoni Business Travel. Patrick Moreillon, Managing Director, Switzerland and Eastern Markets, American Express Global Business Travel, spüre vor allem dann eine schnelle Erholung des Reiseaufkommens, sobald die Regierungen die Beschränkungen lockern. «In den Wochen nach der Ankündigung der USA, ihre Grenzen zu öffnen, stieg die Zahl der Buchungen für Flüge über den Nordatlantik sprunghaft um mehr als hundert Prozent an», hält er fest.

Neue Bedürfnisse

Angesprochen auf die momentan grösste Herausforderung, sind sich alle drei Spezialisten einig, dass diese bei den sich ständig ändernden Einreisebestimmungen liegt. Dies erschwere die Planungssicherheit und der Beratungsaufwand sei gleichzeitig hoch. Ausserdem sei es laut Moreillon schwierig, überhaupt Locations für Meetings und Events zu finden. «Die Veranstaltungsorte sind ausgebucht, da nach so vielen abgesagten und verschobenen Veranstaltungen ein spürbarer Nachholbedarf besteht», ergänzt er.

Durch die Unsicherheiten haben sich die Bedürfnisse der Geschäftsreisenden geändert. «Die Sicherheit steht bei den Kunden an erster Stelle. Somit möchten unsere Kunden eine verlässliche Quelle für die Einreisebestimmungen haben», sagt Schneider. Dies bestätigt Birchmeier und führt aus, «unsere Kunden wollen noch genauer wissen, wann ihre Mitarbeitenden wo sind und mit welche Einschränkungen vor Ort allenfalls zu rechnen ist. Zurzeit spielt der Preis einer Reise eine eher untergeordnete Rolle.» Er rechne damit, dass sich dies aber wieder ausgleichen wird, sobald die Gesamtkosten der Firmen aufgrund erhöhter Reisetätigkeit wieder steigen.

Moreillon ergänzt auf die Frage, ob mehr Business- oder Economy Class gebucht werde: «Wir beobachten einen leichten Trend zur Business Class, da Reisende Wert auf Platz und Abstand legen, und einen Trend zur Kostensenkung durch Economy-Class-Buchungen. Insgesamt kehrt das Buchungsverhalten gegenwärtig in die gewohnten Bahnen zurück.» Ausserdem haben die Reisenden bedeutend mehr Fragen. «Sie wollen sicher sein, dass Fluggesellschaften, Hotels und andere Leistungsträger die nötigen Hygienestandards und Abläufe einhalten, so dass sie sicher reisen können», fasst der Schweiz-Chef zusammen.

Das sind die Trends

Durch die vielen Veränderungen zeichnen sich derweil neue Trends in der Geschäftsreisewelt ab. Moreillon hält unter anderem fest, dass sich aufgrund der verschwimmenden Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben auch die Personalthemen wichtiger werden. «Für Arbeitsprozesse, Wohlbefinden, Unternehmenskultur und Mitarbeiterbindung. Deshalb könnte die Rolle des Travel Managements sowohl aufgewertet als auch in die Kernfunktionen des Unternehmens integriert werden», erklärt er. Weiter erachtet der Businessreiseprofi die gegenseitige Kommunikation zwischen den Unternehmen und Reisenden als immer wichtiger, damit die Prozesse und Reisen angepasst und optimiert werden können.

Andreas Schneider fügt an, dass das Travel Risk Management und Duty of Care immer wichtiger werden. «Allerdings rücken die Themenschwerpunkte Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie neue Mobilitätskonzepte in den Focus der Travel Manager», so der Kuoni Business Travel Chef. Zudem schaffe die Digitalisierung der Geschäftsreiseprozesse die Grundlage für eine neutrale Beratung der Geschäftsreisebüros.

«Unternehmen werden Geschäftsreisen in diesem Jahr aber auch zukünftig bewusster planen und durchführen. Am Morgen für ein internes Meeting nach Berlin und am gleichen Abend wieder zurück nach Zürich zu fliegen, solche Reisen werden von den Travel Managern vermehrt in Frage gestellt», ergänzt Roland Birchmeier. Die Geschäftsleute werden weniger oft Reisen, dafür länger vor Ort verweilen, um gleich mehrere Termine wahrzunehmen. «Zudem sehen wir einen Trend, dass Unternehmen aus Nachhaltigkeitsgründen – neben der Nutzung von digitalen Kommunikationskanälen - für kürzere Strecken vermehrt auf den Zug statt auf das Flugzeug setzen», sagt er abschliessend.