Business Travel

Die befragten Geschäftsreisenden gehen davon aus, dass sie künftig rund 20% weniger reisen werden. Bild: Fotolia

Schleppende Erholung der Geschäftsreisen prognostiziert

Aus einer aktuellen Roland-Berger-Studie geht hervor, dass nicht vor 2030 mit einer vollständigen Erholung der Geschäftsreisen zu rechnen ist.

Die Geschäftsreisewelt in wegen der Folgen der Pandemie angeschlagen, lautet das Fazit einer neuen Roland-Berger-Studie, in den kommenden Jahren sei allerdings mit einer Erholung zu rechnen, die in China und den USA 2022 einsetze. Für Europa wird erwartet, dass sich die Nachfrage nach Langstreckenreisen bis 2025/2026 stabilisiert; bei Geschäftsreisen hingegen nicht vor 2030. Zu diesen Ergebnissen kommt die Roland Berger-Studie «All Change: How Covid-19 has disrupted the future of long-distance mobility», die die Auswirkungen von COVID-19 auf Langstreckenreisen per Flugzeug, auf der Schiene und Strasse analysiert. Im Rahmen der Studie führten die Experten eine gros angelegte Umfrage mit 7000 Verbrauchern sowie Interviews mit Branchenvertretern durch.

Zum einen gehen die Befragten davon aus, dass sie künftig insgesamt - privat wie geschäftlich - rund 20% weniger Reisen unternehmen werden. Zum anderen wird die Nachfrage insbesondere nach Geschäftsreisen mit minus 24% in Europa und den USA sowie minus 21% in China deutlich unter den Vor-Corona-Werten liegen.

Bei Geschäftsreisenden führte der Umstieg auf virtuelle Meetings zu einer sinkenden Reisebereitschaft. Besonders ausgeprägt war dies in Europa (44%) und den USA (40%). In China bleiben Vorschriften und Gesetze (45%) der wichtigste Einflussfaktor für Geschäftsreisen, dicht gefolgt von Kostenüberlegungen (43%).

Reiserichtlinien gilt es zu überdenken

Auf Basis von Experteninterviews mit 200 Branchenvertretern identifizieren die Roland Berger-Experten Trends, die das Reise- und Mobilitätsverhalten verändern. So waren die Unternehmen infolge der Pandemie gezwungen, ihre Reiserichtlinien zu überarbeiten und auf virtuelle Kommunikationstechnologien umzusteigen. Der Trend zu mehr Bewusstsein und Effizienz beim Reisen wird sich fortsetzen und besonders im Business-Bereich zu spüren sein.

Das zunehmende Nachhaltigkeitsbewusstsein der Verbraucher hat bereits dazu geführt, dass die Industrie und Regierungen gleichermassen die Senkung der CO2-Emissionen vorantreiben. Die Megatrends grüne Mobilität und Nachhaltigkeit werden sich sowohl auf die private als auch die geschäftliche Reisetätigkeit auswirken. Der dritte große Trend, die Entwicklung neuer Mobilitätsformen, hat auf kurze Sicht noch keine Folgen für die Reisebranche. Technologische Innovationen wie autonome Fahrzeuge oder Flugtaxen werden kaum vor 2030 in grösserem Umfang auf den Markt kommen.

Langsame Erholung in Europa

Gestützt auf die Markttrends und die Ergebnisse beider Umfragen entwickelten die Roland Berger-Experten eine Marktprognose, die von einer «neuen Normalität" mit Aufhebung aller pandemiebedingten Restriktionen im Jahr 2024 ausgeht. Angetrieben durch ein starkes Marktwachstum wird sich China voraussichtlich bis Anfang oder Mitte 2022 am schnellsten erholen. Die USA folgen im Laufe des Jahres 2022. In Europa stabilisiert sich die Nachfrage nach Langstreckenreisen vermutlich erst wieder 2025/26.

Um die Herausforderungen zu bewältigen, sollten Unternehmen sich offen für Segmente wie «Bleisure» (eine Mischung aus «Business» und «Leisure») zeigen. Sie entstehen infolge der verschwimmenden Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben. Angesichts veränderter Kundenerwartungen an Servicequalität, Spätbuchungsoptionen und Transparenz über Nachhaltigkeit müssen die Anbieter ihr Produktportfolio und Kundenmanagement anpassen.

(TN)