Business Travel

Auch mit hoher Eigenverantwortung ist man vor Risiken und Notfällen auf Reisen nicht gefeit. Deshalb empfiehlt SOS International die Auseinandersetzung mit der neuen internationalen Norm zum Reiserisiko-Management. Bild: Erik McLean

Hat Ihr Unternehmen das «Travel Risk Management» im Griff?

Die Anzahl der Geschäftsreisen nimmt wieder deutlich zu. Allerdings haben auch die Risikosituationen im Ausland Covid-bedingt zugenommen, wie die International SOS Gruppe festhält. Deshalb ist die eingehende Auseinandersetzung mit dem Reiserisiko-Management wichtiger denn je.

Das weltweite Volumen von Geschäftsreisen hat sich seit Mai 2021 vervierfacht. Gleichzeitig hat die Komplexität des Reisens aufgrund der sich ständig ändernden Reisebestimmungen und den erhöhten Sicherheits- und Gesundheitsrisiken erheblich zugenommen.

Zu diesem Schluss kommt eine Analyse des Gesundheits- und Sicherheitsdienstleisters International SOS, basierend auf Daten welche zwischen dem 1. Mai 2020 und dem 31. August 2021 bei 12'000 Kunden weltweit erhoben wurden. Diese Tatsache wird zudem von verschiedenen gewichtigen Unternehmen und Organisationen wie Swiss International Air Lines, Switzerland Global Enterprise, dem Verband des Schweizerischen Reisemanagements oder der International Air Transport Association (IATA) gestützt.

Das Volumen von internationalen Geschäftsreisen steigt seit Mai 2021 monatlich um 10 Prozent; bei Inlandsreisen beträgt die monatliche Zunahme 13 Prozent. Laut der IATA können Airlines 2022 wieder mit deutlich mehr Passagieren rechnen: Für das Jahr 2021 wird ein Gesamtpassagieraufkommen von 2,3 Milliarden erwartet; diese Zahl wird bis 2022 auf 3,4 Milliarden ansteigen, was dem Niveau von 2014 entspricht und noch deutlich unter den 4,5 Milliarden Reisenden von 2019 liegt, aber immerhin rund 75 Prozent des Reisevolumens von vor der Pandemie ausmacht. Die Nachfrage nach Inlandsreisen wird laut diesen Prognosen 2022 gar auf 93 Prozent des Volumens vor der Pandemie steigen.

Was erfreulich klingt, hat aber einen Haken: Auch das Sicherheits- und Gesundheitsrisiko für Reisende hat zugenommen. Der Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung ist in vielen Ländern aufgrund der Pandemie zu einer grossen Herausforderung geworden. Ist diese im bereisten Land unzureichend oder nicht verfügbar, ist oftmals eine medizinische Evakuierung zwingend. Die Daten von International SOS zeigen, dass das Risiko für eine medizinische Evakuierung während einer Geschäftsreise heute neunmal höher ist als 2019. Dies ist auf die direkten Auswirkungen von Covid-19 zurückzuführen, gekoppelt mit einem erhöhten Bedarf an medizinischer Versorgung und aufgrund komplexer Anforderungen bezüglich Tests, Isolation und Quarantäne-Massnahmen. Und medizinische Evakuierungen sind heute sehr viel komplexer geworden: Die Bearbeitungszeit für die Abwicklung einer medizinischen Evakuierung für Covid-19-Fälle und Nicht-Covid-19-Fälle ist aktuell aufgrund der aufwändigen Organisation hinsichtlich Logistik und Einholung aller erforderlichen Bewilligungen gestiegen.

Covid hat die Bedrohung erhöht und Komplexität verursacht

Die Zahl der von International SOS veröffentlichten zeitkritischen Sicherheitswarnungen mit hohem Schweregrad, die Reisende vor Risiken wie terroristischen Vorfällen, zivilen Unruhen oder klimatischen Ereignissen warnen, ist 2019 weltweit um 80 Prozent gestiegen. Pro Monat werden durchschnittlich 400 Warnmeldungen - mit hohem Schweregrad - publiziert. Dies ist insbesondere auf die Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen: Covid-19 hat die Bedrohung durch zivile Unruhen und Kriminalität erhöht, da die sozioökonomischen Auswirkungen der Pandemie in allen Ländern die Finanzen der Unternehmen, des öffentlichen Sektors und privaten Haushalten belastet. In einigen Fällen hat die Pandemie die Spaltung der Gesellschaft zusätzlich vorangetrieben.

In Kombination mit dem schon länger anhaltenden Trend zu immer schwereren Naturkatastrophen und Klimaereignissen hat dies zu einer erheblichen Zunahme von direkten Sicherheitsrisiken und Reisestörungen für Reisende geführt. Längerfristige indirekte Sicherheitsauswirkungen von Covid-19 werden auch über das Jahr 2022 hinaus von Bedeutung sein.

Somit haben sich auch der Administrationsaufwand und der Druck auf Arbeitgebende erhöht, weil diese ihren Mitarbeitenden stets aktuelle und zuverlässige Informationen liefern müssen. Das Arbeitsvolumen hat auf Arbeitgeberseite, insbesondere für die Personalabteilung und Sicherheits-Teams, stark zugenommen. Umso wichtiger sind vertrauenswürdige Quellen für Gesundheits- und Sicherheitsinformationen sowie Beratung für die Bewältigung ihrer Arbeit.

«Es gibt aktuell so viele Variablen bei Geschäftsreisen», sagt Domenica Huber, Head of Global Reward bei Barry Callebaut Group (ein Kunde von International SOS), «sei es die reisende Person selbst, die unterschiedlichen Einreise-Anforderungen der Länder, die Anforderungen der jeweiligen Fluggesellschaft, wie gut es um die medizinische Hilfe vor Ort bestellt ist – lauter Fragen, mit denen wir uns Wochen vor der eigentlichen Geschäftsreise beschäftigen müssen.» Um diese Herausforderung effizienter zu bewältigen, hat Barry Callebaut einen strikten Prozess für Reisegenehmigungen eingeführt.

Die Fürsorgepflicht weitet sich aus

Geschäftsreisen nehmen also wieder zu, aber die Einschränkungen und die Komplexität bleiben. Um die Mitarbeitenden eines Unternehmens so effizient wie möglich zu schützen, benötigen Arbeitgeber Zugang zu integrierten, erstklassigen medizinischen und sicherheitsspezifischen Informationen, Beratung und Unterstützung, digitale Tools für die Einhaltung der Richtlinien, eine optimale Reisevorbereitung sowie vereinfachte Prozesse.

Cédric Fraissinet, General Manager Schweiz und Italien bei International SOS, sagt hierzu: «Bezüglich der Fürsorgepflicht des Arbeitgebenden erwarten wir eine Evolution, denn Covid-19 wird sich auf das Risikomanagement im Reiseverkehr fast so stark auswirken wie der 11. September 2001 auf die Sicherheitsvorschriften in der Luftfahrtindustrie. Ein isolierter Ansatz in Bezug auf Gesundheits- und Sicherheitsrisiken reicht nicht mehr aus; die Beurteilung der Reisefähigkeit der Mitarbeiter und die Unterstützung auf Reisen sind heute mehr denn je erforderlich. Ich empfehle Organisationen dringend, sich mit dem neuen Leitfaden ISO 31030:2021 ‹Travel risk management — Guidance for organizations› vertraut zu machen. Die neue internationale Norm umreisst bewährte Verfahren für ein effizientes und effektives Travel Risk Management Programm. Und dies schützt letztlich Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermassen.»

(JCR)