Business Travel

Die Themenzimmer – wie hier «Casablanca» – sind dem jeweiligen Reiseziel angepasst. Bilder: TEC

Für das Meeting rasch nach Casablanca

Artur K. Vogel

Das neue Tagungs- und Eventcenter TEC in Pratteln lässt Touristikerherzen höherschlagen: Tagungsräume sind nach fernen Destinationen benannt und entsprechend dekoriert.

Im brandneuen Haus der Wirtschaft (HDW) in Pratteln BL wird dieser Tage das Tagungs- und Eventcenter (TEC) eröffnet. Damit wird im Basler Vorort das MICE-Angebot in der Nordwestschweiz markant erweitert – ein mutiger Schritt mitten in der Corona-Pandemie, von der neben der Gastronomie und teilweise der Hotellerie auch das MICE-Geschäft schwer betroffen ist. TEC-Leiterin Anja Ullmann betont allerdings, dass das Projekt vor mehreren Jahren, das heisst vor dem Ausbruch von Covid-19, an die Hand genommen wurde. Und die Idee dahinter ist heute aktueller denn je: «Das TEC schafft den Rahmen für neue Formen der Arbeitswelt, das heisst für stärkere Interaktion in Teams, für Workshops, Retraiten, für Coaching, für Präsentationen», sagt Ullmann.

«Social Distancing», «Homeoffice» und «Zoom-Meeting» sind die Schlagworte der Stunde. Anja Ullmann findet allerdings, dass es desto mehr inspirierende und motivierende Tagungsräume brauche, je weiter sich Homeoffice verbreite: Firmen könnten deswegen Büroflächen abbauen, physische Zusammenkünfte würden rar. Doch nicht alles lässt sich per Zoom-Meeting und im Homeoffice entwickeln. Kreative Interaktion, welche zu neuen Ideen und Innovationen führt, stellt sich nicht unbedingt am Bildschirm ein. «Manchmal braucht es dazu im wahrsten Sinn des Wortes einen Tapetenwechsel», findet die TEC-Leiterin.

«Das TEC schafft den Rahmen für neue Formen der Arbeitswelt», sagt TEC-Leiterin Anja Ullmann.

Das Tagungszentrum belegt einen Teil des Parterres und den ganzen ersten Stock im HDW. Das markante Gebäude mit seiner dunkelbraunen Fassade ist mit grösster Sorgfalt ausgebaut worden: Im Inneren sollen Materialien und Naturfarben – Beige, Ocker, Braun und das Grün der Pflanzen – das Baselbiet mit den Hügellandschaften repräsentieren. Auffällig sind vor allem zwei riesige Felsbrocken aus Jura-Kalkstein im Erdgeschoss, einer für die Rezeption, der zweite als Springbrunnen im Foyer, sowie, ebenfalls im Foyer, eine üppig begrünte Pflanzenwand. Kalkstein, Holz, Keramik und Bepflanzung sind von lokaler Herkunft und erzeugen zusammen ein harmonisches, sinnlich erfassbares und inspirierendes Ambiente.

Unter anderem gibt es hier ein Auditorium und ein Foyer für jeweils maximal 300 Teilnehmende, ein trendiges Restaurant namens «Boost» mit Aussenbereich, einen eleganten, traditionellen Boardroom und mehrere Konferenz- und Kreativräume. Auch eine riesige Terrasse steht zur Verfügung, wo man Gedanken frei schweifen lassen kann. Doch der Tapetenwechsel dürfte vor allem in sieben kleineren Zimmern zustande kommen, die nach bekannten Destinationen benannt und jeweils individuell eingerichtet sind.

«Vom Baselbiet aus rund um die Welt»

«Unsere Themenzimmer Panama, Casablanca, Amazonas, Malawi, Camargue, Mumbai und Malibu ermöglichen eine Reise vom Baselbiet aus einmal rund um die Welt», freut sich Anja Ullmann. Diese Zimmer bestehen nicht einfach aus einem Schild an der verglasten Tür. Ihre Dekoration und Möblierung mit passenden Tapeten und Wandverkleidungen, Sofas, Stühlen, Tischen und Bildern, dazu selbstverständlich der modernsten Konferenztechnik, ist dem jeweiligen Reiseziel angepasst. Im «Amazonas» z.B. fühlt man sich beinahe wie in einem Regenwald, in «Miami» an der Beach, in Casablanca vor einer Art-Déco-Kulisse, in Malawi auf einer von Elefanten bevölkerten Steppe. In jedem Zimmer gibt es auch ein Getränkeangebot aus dem Kühlschrank.

In diesen Themenzimmern soll Inspiration zu Innovation führen. Die Zimmer sind selbst schon innovativ, nicht nur wegen der Dekoration, sondern auch wegen des Buchungssystems: Sie können auch online und völlig automatisiert reserviert, bezahlt und benutzt werden, stunden-, halbtage- oder tageweise. Mit einem QR-Code auf dem Handy kann man in der Tiefgarage parken, mit dem Lift in den ersten Stock hinauffahren und den Raum elektronisch öffnen. Im Prinzip ist so keinerlei Kontakt mit den TEC-Mitarbeitenden nötig – ausser natürlich, man bucht zusätzlich ein Catering, eine Mahlzeit im Restaurant oder andere Dienstleistungen.

In Pratteln BL hat das neue Tagungs- und Eventcenter (TEC) im Haus der Wirtschaft seine Tore eröffnet.

Nun ist Pratteln nicht gerade der Mittelpunkt der Welt. Doch das Einzugsgebiet sei trotzdem gross, meint die TEC-Leiterin: «Pratteln ist wenige Minuten von Basel entfernt. Aus Zürich, Luzern oder Bern reist man jeweils in etwa einer Stunde an. Das Haus der Wirtschaft befindet sich mitten im prosperierenden Gewerbegebiet. Wir sind direkt an die Autobahn A2/A3 angebunden; vom Bahnhof SBB erreicht man uns in drei Gehminuten. Und auch der Euro Airport ist weniger als zwanzig Kilometer entfernt. Ich sehe vorläufig die Deutschschweiz als Einzugsgebiet, später vielleicht auch das benachbarte Ausland.»

Auch die Zielgruppen sind weit gefächert: Seminarkunden, professionelle Organisatoren und Vermittler von Tagungen, Personen, welche innerhalb von Firmen für die Buchung von Tagungslokalitäten verantwortlich sind. Möglich sind Generalversammlungen und Board-Meetings von Firmen, Coaching-Veranstaltungen, Produkteschulung, Planungs- und Strategiesitzungen. Für die Zeiten nach Corona stellt man sich im Auditorium und im Foyer auch kulturelle Veranstaltungen vor. Eine Künstlergarderobe ist bereits vorhanden.

Ein Gefühl der Ferne

Besonders attraktiv könnte das TEC aber für die Reisebranche werden: Man befindet sich in einer internationalen, exotischen Ambiance und bekommt ein Gefühl der Ferne, ohne dafür ins Flugzeug zu steigen. Dass Anja Ullmann mit der Branche bestens vertraut ist, lässt sich an ihrem Lebenslauf ablesen: Nach einer Ausbildung als Restaurantfachfrau und Hotelbetriebswirtin kam sie 1995 in die Schweiz. Hier bildete sie sich in Verkauf, Marketing und Unternehmensführung auf Executive Level (MBA/EMBA) weiter und spezialisierte sich auf Hotel-Neueröffnungen. Sie war unter anderem an der Markteinführung des «Riders Hotel» in Laax, des «Renaissance Hotels» in Zürich, des «Ramada Plaza» in Basel sowie der Hotels «Courtyard by Marriott» in Pratteln sowie in München beteiligt – letzteres in Kombination mit dem ersten «Residence Inn» in München.

Anja Ullmann begleitete auch das Fünfsternehotel «Schweizerhof» in Bern kurz nach der Neu-Eröffnung und arbeitete danach im «Gstaad Palace» als Director Sales & Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung. «Bei Eröffnungen sind gewisse Prozesse und Mechanismen stets die gleichen», weiss die erfahrene Businessfrau. Der einzige Unterschied bei der Lancierung eines Tagungszentrums sei, dass es über keine Hotelzimmer verfügt.