Business Travel

So sieht die Stimmungslage aus, wenn eine Firma eben 60 Millionen Dollar (59 Millionen Franken) erhalten hat, um weiterzuarbeiten: das Travelperk-Team am Hauptsitz in Barcelona. Bild: HO

Millionensegen für Travelperk – Travel who?

Gregor Waser

Das Startup Travelperk will die Business-Travel-Szene mit breitem Inventar, schlanken Abläufen und tiefen Preisen aufmischen. Wir stellen den Geschäftsreise-Neuling vor.

Während andere Player in der Reiseszene nach getätigter Buchung eine 100-fränkige Kommission oder ein Beraterhonorar einstreichen, melden andere Player der Industrie einen deutlich höheren finanziellen Eingang. So meldete letzte Woche die Firma Travelperk, eine Management-Plattform für Geschäftsreisen, dass sie von Investoren gerade 60 Millionen Dollar erhalten habe. Bereits im Oktober trafen 44 Millionen Dollar ein.

Doch wer ist Travelperk? Und was ist deren erfolgsversprechendes Geschäftmodell? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen und haben mit Eugen Triebelhorn gesprochen, dem DACH-Geschäftsführer des aufkommenden Players im Geschäftsreise-Segment.

Das Start-up wurde 2015 in Barcelona gegründet und ist unter CEO Avi Meir seitdem rasant gewachsen. Durch mehrere Finanzierungsrunden hat das Unternehmen 134 Millionen Dollar an Gesamtinvestitionen eingesammelt. Alleine in diesem Jahr verzeichnete Travelperk ein Umsatzplus von 300 Prozent und ein personelles Wachstum von 250 Prozent sowie Büroeröffnungen in London und Berlin.

Bei bestehenden Geschäftsreise-Grössen wie Amex GBT, CWT oder BCD dürfte sich eine gewisse Nervosität breitmachen. Travelperk konzentriert sich ausschliesslich auf den stark fragmentierten europäischen Geschäftsreise-Markt. Fragmentiert deshalb, weil in Europa die zahlreichen Sprachen, Währungen, lokalen Steuern und unterschiedlichen Rechnungslegungsvorschriften für zusätzliche Herausforderungen sorgen.

Weltweit grösstes buchbares Inventar

Travelperk wartet mit einer eigenen Technologie und einem 24/7-Support auf und bietet seinen Kunden eine Komplettlösung an. Die Travelperk-Plattform ist ein One-Stop-Shop mit dem – nach eigenen Angaben – weltweit grössten buchbaren Inventar von Flügen, Hotels, Zügen, Mietwagen von einer Reihe an Plattformen wie Kajak, Skyscanner, Expedia, Booking oder Airbnb. Reisende können all diese Angebote mit Travelperk vergleichen, buchen und abrechnen. Zudem würden Unternehmen von mehr Compliance, Transparenz und Kontrolle über Ausgaben profitieren. Offensichtlich Argumente genug, um die Investoren Target Global, Kinnevik und Felix Capital für die zusätzlichen, eben getätigten Investitionen zu motivieren.

Seit anfangs Juni 2019 ist Travelperk – Perk heisst bekanntlich Vorteil – auch in der Schweiz und Österreich präsent. Ende Juni gab die Geschäftsreise-Plattform zudem eine neue Partnerschaft mit der Lufthansa Group bekannt. Ziel der Kooperation ist es, mit dem neuen Flugvertriebsstandard New Distribution Capability (NDC) das Management von Geschäftsreisen effizienter zu gestalten.

Im Interview beantwortet DACH-Geschäftsführer Eugen Triebelhorn die Fragen von travelnews.ch:

Herr Triebelhorn, welche Bereiche umfasst die Kooperation von Travelperk mit der Lufthansa Group?

Eugen Triebelhorn: Durch die Direktverbindung können wir unseren Kunden das gesamte Portfolio des LH-Gruppe anbieten, sowie Tarife und Verfügbarkeiten, die aktuell nicht im GDS ausgesteuert werden.

Welche Möglichkeiten eröffnet die Travelperk-Plattform Unternehmen und deren Geschäftsreisenden?

Wir befreien mit Hilfe von technologischen Innovationen die Geschäftsreisenden von allen administrativen Arbeiten, um ein stressfreies Reiseerlebnis zu bieten. Gleichzeitig erhalten Firmen durch 100-prozentige Digitalisierung mehr Kontrolle und Transparenz über den gesamten Prozess. Wir transformieren die hohen Standards aus der Konsumentenwelt in die Geschäftsreisewelt und richten alle Prozesse auf den reisenden Kunden aus. Gleichzeitig senken wir die Kosten des Unternehmens deutlich durch einen einfachen digitalen Prozess. Durch Travelperk können alle relevante Anbieter, also auch Plattformen wie Booking, Expedia, Airbnb oder Kayak innerhalb der Compliance-Richtlinien eines Unternehmens gebucht werden. Des Weiteren bietet Travelperk den Unternehmen an, alle getätigten Reisen vorauszuzahlen inklusive Hotels und einmal monatlich mit einer zentralen Abrechnung zu bezahlen. Diese und viele weitere innovative Lösungen ermöglichen es, nicht nur die Reise- und Prozesskosten zu senken, sondern vor allem sicher zu gehen, dass die Mitarbeiter nie wieder ausserhalb der Plattform buchen müssen.

Eugen Triebelhorn: nach Stationen beim Bus-Vertriebssystem Distribusion und fünf Jahren bei GetYourGuide, zuletzt als Head of Business Development & Partnerships, will er nun die Geschäftsreise-Plattform Travelperk im DACH-Markt zum Erfolg führen.

Welche Pläne verfolgt TravelPerk in der Schweiz?

Die Schweiz ist für uns ein sehr spannender Markt, da hier viel gereist wird und namhafte Unternehmen ihren Sitz dort haben. Deswegen können unsere Schweizer Kunden ihre Rechnungen bereits in Franken erhalten und per Kreditkarte oder Banktransfer bezahlen. Generell hat der DACH-Markt grossen Nachholbedarf, was Technologien für Geschäftsreisen betrifft. Viele Lösungen sind zu teuer und kompliziert. Hier wollen wir aufräumen und den Bedarf im Markt nach einfachen, kostengünstigeren Lösungen für das Geschäftsreise-Management decken.

Wie weit sind aus Ihrer Sicht die NDC-Programme der Airlines fortgeschritten?

Laut unserer bisherigen Erfahrung macht der NDC Ansatz sehr viel Sinn. Travelperk ist stetig dabei, weitere Airlines-Partner durch den NDC zu integrieren.

Folgendes Video zeigt die einfache Anwendung von Travelperk: