Tourismuswelt

Heinz Karrer und Zubin Karkaria. Bild: Keystone

«Die einstige Ikone wird filetiert und verramscht»

Verkauf der Kuoni Group: Das schreiben Schweizer Medien zum gestern veröffentlichten Angebot der Investmentgesellschaft EQT. 

NZZ:
Wenn die Übernahme von Kuoni durch die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT wie geplant zustande kommt, wird das nur ein Bündnis auf Zeit sein. Private-Equity-Firmen veräussern nämlich ihre Anlagen nach fünf bis acht Jahren wieder, und das wird, sofern sich Kuonis Aktivitäten gut entwickeln, auch beim grössten Schweizer Reiseunternehmen der Fall sein.
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Es gibt Gründe, warum Kuoni auf den Radar der schwedischen Firma aus dem Umfeld der Industriellenfamilie Wallenberg geraten ist. Wenn es bei Kuoni rundläuft — was jüngst selten vorgekommen ist —, generieren die Geschäfte einen hohen freien Cashflow. Zudem steht mit Zubin Karkaria seit November 2015 ein unternehmerisch denkender Chef an der Spitze der Firma. Darauf legen Private-Equity-Gesellschaften besonders viel Wert.

Tages-Anzeiger:
Die Kuoni-Hugentobler-Stiftung kontrolliert beim Reisekonzern bis jetzt mit 6,25 Prozent des Kapitals ein Viertel der Stimmen. Denselben Stimmenanteil von 25 Prozent wird die Stiftung auch am neuen Holding-Gebilde halten.
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Die Kuoni-Investoren haben sich mit der Stiftung über Regeln geeinigt, ab wann weitere Firmenteile von Kuoni verkauft oder wieder an die Börse gebracht werden können. Gegen die Bezahlung einer Prämie an die Stiftung wäre eine Abtrennung einer der drei Bereiche bereits nach fünf Jahren möglich. Ohne Prämie nach sieben Jahren. Wobei ein Börsengang beim Visa-Geschäft und die Vertriebslösung für Hotelunterkünfte «die präferierte Exit-Option» sei.

Blick:
Kuoni hat einen dramatischen Abstieg hinter sich. Die einstige Ikone im Schweizer Reisegeschäft wird filetiert und verramscht. Das klassische Individualreise-Geschäft hat der Verwaltungsrat unter Präsident Heinz Karrer schon letztes Jahr verscherbelt. Nun sind die verbleibenden Geschäfte an der Reihe.
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Economiesuisse-Präsident Karrer verliert mit dem Deal zwar wie die übrigen Verwaltungsräte seinen Job. Das ist Teil der Vereinbarung. Darben muss er aber nicht: Seine 3350 Kuoni-Aktien sind 1,24 Millionen Franken wert. Mit 1,2 Millionen Franken kann der frühere Swisscom-Finanzchef David Schnell rechnen. Insgesamt kassieren die sieben Verwaltungsräte 4,4 Millionen Franken für ihre Aktien. 

  • Dazu twitterte Kuoni-Group-Sprecher Peter Brun: „Was Blick verschweigt: Aktien sind versteuerte Lohnbestandteile teilweise aus 15J Mitarbeit. Dann aber dünne Story!

Bilanz:
Zur Weiterentwicklung einer Firma setzt EQT auf Branchen-Knowhow. Externe Industrielle werden ausgewählt und im Verwaltungsrat eingesetzt. So tritt auch bei Kuoni der gesamte bisherige Verwaltungsrat, inklusive Präsident Heinz Karrer, zurück und wird durch drei von EQT bestimmte Personen ersetzt. Der Economiesuisse-Präsident verliert damit sein wichtigstes Verwaltungsratsmandat. Wer neu in den Verwaltungsrat einziehen soll, ist noch nicht bekannt. Im Angebotsprospekt ist von «drei von der Anbieterin bestimmten Personen» die Rede. Wer das ist, soll mit der Einladung zur ausserordentlichen Generalversammlung bekanntgegeben werden.
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In der Schweiz ist EQT zwar bisher nicht im grossen Stil aufgetreten, ist aber als Investor auch nicht völlig unbekannt: Beteiligt ist sie unter anderem an der Zahnarztpraxiskette Swiss Smile sowie am Sportinformationsservice Sportradar.

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(TN)