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Die Nachfrage für Hotels auf Gran Canaria wie dem RIU Waikiki ist gross. Foto: HO

Der Bettenengpass auf den Kanarischen Inseln

Linda von Euw

Veranstalter versuchen sich für den Ansturm auf die Kanarischen Inseln zu wappnen.

Die Badeferien-Ziele in der Türkei, in Ägypten und Tunesien registrieren für 2016 eine schleppende Nachfrage. Profitieren wird, wie schon in diesem Jahr, Spanien. Buchungszuwächse zeichnen sich jetzt schon ab.

Die spanische Tourismusbehörde meldet, dass die Deutschen Pauschalveranstalter ihre Flugkontingente und Hotelbuchungen auf den Kanarischen Inseln für das Jahr 2016 um rund 40 Prozent erhöht haben. Und die Hotelkette Riu, verzeichnet für Mallorca eine deutlich höhere Nachfrage.

Wie beurteilen die Schweizer Veranstalter die Ausgangslage für die Badeferien-Saison? Wie schwierig ist es, auf den Balearen, den Kanarischen Inseln und dem spanischen Festland an genügend Betten zu kommen? Travelnews.ch hat drei Spezialisten befragt.

Herr Restle, wie sieht bei Ihnen die Buchungsnachfrage für den kommenden Sommer für die Kanarischen Inseln, die Balearen und das spanische Festland aus?

Andi Restle, Geschäftsleiter ITS Coop Travel: Wir sind noch nicht lange buchbar, darum sind wir noch nicht auf einem grossen Volumen. Ganz klar ist: Arabische Länder und die Türkei werden eher verhalten gebucht, davon profitieren vor allem die Kanaren und die Balearen.

Befürchten Sie einen Bettenengpass auf den Kanaren und den Balearen?

Ein Bettenengpass ist auf jeden Fall ein Thema. Was die Kontingente angeht, profitieren wir von unserem Mutterhaus DER Touristik Köln, das ein gewisses Volumen garantiert. Die Frage ist aber, wie stark wird sich der Trend längerfristig halten. Wenn es so weiter geht, wird es zwangläufig zu Engpässen kommen.

Wie schätzen Sie den Badeferien-Markt für den Sommer ein?

Ich denke, die Fernstrecken werden — wie auch bereits in diesem Winter — weiterhin Zuwachs erhalten. Die Flugpreise sind massiv günstiger geworden. In die Karibik fliegt man dank dem Markteintritt der Eurowings für weniger Geld. In Richtung Asien befördern die Golf-Carrier die Kunden preisgünstig. Die Touristen suchen Alternativen zur Türkei und zu Ägypten und finden diese oft in den Malediven, in Thailand oder in der Karibik.

Dann sind Sie mit der Buchungssituation zufrieden?

Im Moment sind wir zufrieden, vor allem mit dem Winter. Der Sommer zeigt bislang einen positiven Trend. Nur die Türkei, die bereitet uns Sorgen, da es sich hierbei um ein Volumen-Ziel handelt. Wir müssen schauen, ob sich dieses Volumen tatsächlich verlagern wird.

Vögele Reisen und Hotelplan Suisse haben ihr Angebot um mindestens 20 Prozent aufgestockt.

Auch zwei weitere Schweizer Reiseveranstalter haben sich bereits für den sich abzeichnenden Spanien-Boom gerüstet.

«Der deutsche Markt absorbiert viel Kapazität sehr frühzeitig.»

Pascal Wieser, Geschäftsleiter Vögele Reisen, setzt auf ein ausgebautes Angebot der begleiteten Rundreisen und Erlebniswochen auf den Kanaren: «Wir bieten keine Badeferien an, man kann unser Angebot also nicht mit den grossen Pauschalanbietern vergleichen. In den letzten zwei Jahren haben wir uns sehr angestrengt, die kanarischen Inseln, insbesondere Teneriffa, werbemässig mit ihrer Vielfalt und Schönheit abseits des Bade-Massentourismus zu positionieren, was uns auch gelungen ist.» Insgesamt hat Vögele Reisen ihr Angebot um 20 Prozent aufgestockt. Aber: «Die erhöhte Nachfrage ist aus Einkäufersicht leider nicht unproblematisch. Die Hotels wollen davon profitieren —  die Destination wird also nicht billiger und es ist nicht immer einfach, zu den gewünschten Kapazitäten zu kommen. Der deutsche Markt absorbiert viel Kapazität sehr frühzeitig.»

Tim Bachmann, Director Touroperating Shorthaul Hotelplan Suisse, hat die Entwicklung bereits im Herbst vorhergesehen und entsprechend vorgesorgt: «Wir haben im Herbst mehr Sitz-Kapazitäten für den Sommer 2016 eingekauft, 20 Prozent mehr für die Balearen, 30 Prozent auf den Kanaren. Zudem haben wir Risikoplätze nach Faro in der Algarve im Portfolio. Da es ausserdem sehr viele Kapazitäten auf Linienflügen an Destinationen im westlichen Mittelmeer gibt, die als Teil von dynamischen Paketen verkauft werden können, sind wir überzeugt, dass es genug Plätze für diese Destinationen gibt.» Hotelplan setzt aber nicht nur auf die Destinationen im westlichen Mittelmeer, sondern auch auf Kreta und Zypern: Dort hat Hotelplan die Kapazitäten um 10 Prozent auf Kreta und um 30 Prozent auf Zypern erhöht.