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Auf Eden Island werden 500 Villen gebaut. Bild: SRT

Seychellen: Im Paradies wird es eng

Christian Boergen

Landgewinnung soll die Platzprobleme der Trauminsel Mahé beheben. Über ein neues Luxusresort, alte Piratengeschichten und eine Begegnung mit einem drei Meter langen Speerfisch.

Umgeben vom Grün der Nebelwälder krallen sich kleine Hotelanlagen, darunter viele Luxusresorts, in die Granithänge der Seychellen-Hauptinsel Mahé. Der Tourismus beschäftigt fast ein Drittel der 92000 Seychellois und sorgt für zwei Drittel der Einnahmen. Nun drohen die Trauminseln jedoch Opfer ihrer Erfolge bei Strandfans, Hochzeitsreisenden, Tauchern und Sportfischern zu werden, weil ihnen der Platz ausgeht. Die Regierung der 155 Inselchen im Indischen Ozean schaffen nun Hotelkapazitäten und Wohnraum auf aufgeschüttetem Land.

So entstand bereits in den 1970er-Jahren der internationale Flughafen sowie jüngst, auf halbem Weg von dort zur Hauptstadt Victoria, Eden Island. Die Basis dafür legte das Korallensterben der übermässig warmen Jahre 1997/98, von dem sich die Unterwasserwelt der Seychellen langsam wieder erholt. Rund um ein Einkaufszentrum mit Spar-Supermarkt gruppieren sich auf dem Fundament des einstigen Riffs über 500 Villen, eine Marina sowie ein Hotel. Das Eden Bleu spezialisiert sich als erstes Incentivehotel der Seychellen auf Motivations- und Belohnungsreisen von Unternehmen sowie Tagungen. Wegen der Airportnähe bewirbt Direktor Karl Snater sein Designerhotel allerdings auch als "Sprungbrett zu den Inseln".

In der Tat können Segler und Motorjachten direkt vor Hotelpool und -restaurant anlegen. Bewohner der im Endausbau 560 Villen verfügen sogar über Liegeplätze mit eigenem Steg. Komplett fertig wird das Eiland, auf dem noch 18 Villen zum Verkauf stehen, im Jahr 2017. Einige wenige Villen teilen sich kleine Sandstrände, die für andere Inselbesucher jedoch unzugänglich bleiben.

Postkartenstrand Anse Source d'Argent

Reine Strandfans werden der künstlichen Insel das "Eden" im Namen eher nicht zubilligen. Viele verbringen jedoch ihre Ferien auf einem Boot oder setzen nach La Digue beziehungsweise Praslin über. Die erste Insel glänzt mit ihrem Postkartenstrand Anse Source d'Argent, auf der zweiten wachsen die Seychellennüsse Coco de Mer. Wer sich nach mehreren Stunden Flug zunächst akklimatisieren und ausschlafen möchte, findet auf Eden Island ein stilvolles Ambiente.

Motorisiert sind es von dort nur fünf Minuten in die Hauptstadt Victoria, deren Uhrturm aus dem Jahr 1903 zu den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten zählt. Auf den ersten Blick ähnelt er Londons Big Ben, ist jedoch tatsächlich die Nachbildung einer 1897 nahe der Victoria Station aufgestellten Uhr. Dank eines modernen Quarzwerks geht sie seit 1999 ganz genau.

Ein paar Schritte weiter tobt vor allem samstags das Leben in Victorias bunter Markthalle. An den Ständen werden exotische Früchte und der frische Fang aus dem Meer präsentiert, darunter ein fast drei Meter langer Speerfisch. Am besten lässt sich der Trubel aus dem Café im ersten Stock geniessen. Schöne Mitbringsel von den Vanilleinseln sind Gewürze, neben den Schoten etwa Muskatnüsse und Zimtstangen. Zum Kaufen gehört in der Markthalle unbedingt auch das Handeln.

"Das ist unser Da-Vinci-Code"

Weiter bergauf lohnt sich der Besuch des Bel-Air-Friedhofs. Etwa 1780 wurde er eröffnet, um die ersten französischen Siedler beizusetzen. In einem überlangen Grab ruht unter Palmen der "Riese" Charles Dorothée Savy, den Nachbarn als 14-Jährigen aus Angst vor seinen 2,70 Metern Körpergrösse vergifteten. Auch der Korsar Jean-François Hodoul fand hier seine letzte Ruhestätte. Noch spannender ist die Geschichte des Piraten Olivier Le Vasseur, die Glynn Burridge, Autor und Berater der Tourismusorganisation, beim Abendessen erzählt: Mit John Taylor erbeutete der "Bussard" 1720 in kurzer Folge ein Schatzschiff des Erzbischofs von Goa, ein Handelsschiff der Ostender Kompanie sowie ein Versorgungsschiff der Bourbonen. Die heute einem Milliardenvermögen entsprechende Beute soll Le Vasseur auf den Seychellen versteckt und kryptische Hinweise hinterlassen haben, als er 1730 auf Réunion gehängt wurde. "Das ist unser Da-Vinci-Code", lächelt Burridge.

Obwohl die Regierung der Seychellen, um die Umwelt zu schützen, einen Baustopp für neue Grosshotels erlassen hat und kein Gebäude die Palmwipfelhöhe überragen soll, gibt es eine Ausnahme: Mit Billigung von Präsident James Alix Michel konnte der Emir von Abu Dhabi gegen den Widerstand des Umweltministers einen gigantischen Palast in Mahés Berge pflanzen. Zuvor hatte das Emirat die Seychellen mit über 80 Millionen Euro Sozial- und Militärhilfe, darunter Patrouillenbooten zum Bekämpfen der Piraterie, unterstützt. Hinzu kam eine 19 Millionen Euro hohe Finanzspritze gegen die Überschuldung.

Trotz Bürgerprotesten ragt die monströse Bausünde inzwischen oberhalb von Eden Island in den Himmel. Passenderweise heisst ihr Standort La Misere und der Scheich dürfte in seiner Ferienresidenz meist mit dem Kopf in den Wolken stecken. Vor Ort haben sich die Gemüter etwas beruhigt, seit es heisst, der Palast werde abgerissen, sollte der Emir einmal sterben. Das aber werden selbst Kritiker dem im eigenen Land stark für den Umweltschutz engagierten Herrscher kaum wünschen.

 

Weitere Informationen:

  • Seychelles Tourist Office, Frankfurt, www.seychelles.travel
  • Flug: Täglich ab Zürich/Genf in rund 12 Stunden mit Umsteigen in europäischen Städten oder via die Arabische Halbinsel (Dubai/Doha) nach Mahé:  Air France, Etihad Airways, Emirates
  • Spezialisten: Manta Reisen, Let's go Tours, Stohler, Legends Travel
  • Einreise: Visafrei mit gültigem Pass
  • Saison: Dank ihres tropischen Klimas sind die Seychellen ein Ganzjahresziel mit der grössten Niederschlagswahrscheinlichkeit von Dezember bis Februar.
  • Übernachten: Eden Bleu Hotel, Eden Island, Seychellen, www.edenbleu.com, ÜF inklusive W-Lan ab etwa 270 Euro pro Person, auch buchbar bei Tui; Ferienwohnungen je nach Saison pro Tag ab 300 bzw. 400 Euro, www.edenluxuryapartments.sc; Eden-Island-Villen kosten ab 413'000 Euro plus Notargebühren, www.edenisland.sc
  • Segeltörns: Dream Yacht Charter, Hannover, www.dreamyachtcharter.com. Ein 180 Tage im Voraus gebuchter Vier-Tage-Törn Praslin-Mahé mit VP kostet pro Person in der Doppelkabine ab 615 Euro, acht Tage von/bis Mahé ab 1045 Euro.

 

Kreolische Redewendungen:

  • Guten Tag — Bonzour
  • Auf Wiedersehen — Orevwar
  • Wie geht es dir? — Ki dir?
  • Danke — Mersi
  • Wo? — Kote?
  • Bitte — Silvouple
  • Nein — Non
  • Ja — Wi
  • Ich verstehe nicht — Mon pa konpran
  • Ich mag das — Mon kontan
  • Wie geht es dir? — Konman sava?
  • Was ist das? — Kisisa?