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Menschen mit HIV sind nicht in jedem Land willkommen. Bild: Fotolia.com

Keine Einreise für Menschen mit HIV

Linda von Euw

Ein Kunde von Reiseberaterin Simone F. hat in Sri Lanka eine schwierige Situation erlebt. Auch andere Länder wie die Arabischen Emirate, Singapur und Russland haben eine restriktive Handhabe bei Menschen mit HIV, die einreisen wollen.

Es ist eine unfassbare Geschichte, die die Reiseberaterin Simone F. (Name geändert) gegenüber travelnews.ch erzählt:

"Ein Kunde buchte sehr kurzfristig eine Reise nach Sri Lanka, weil er sich in einem Wellness-Hotel erholen wollte. Ich lernte ihn als sehr freundliche und aufgestellte Person kennen. Zwei Tage nach der Ankunft rief er mich unter Tränen an. Der Kunde hatte im Fragebogen, der im Wellness-Center vor der Behandlung ausgefüllt werden muss, angegeben, dass er HIV Positiv sei. Das Wellness-Personal hatte sich daraufhin geweigert, ihn auch nur anzufassen. Er wurde quasi auf sein Zimmer gesperrt. Nicht einmal zum Essen durfte er das Zimmer verlassen, er musste auf seinem Zimmer essen."

Der Hoteldirektor rief daraufhin Reiseberaterin Simone F. an und bat sie, die sofortige Ausreise des Gastes zu veranlassen. Die Fluggesellschaft zeigte sich grosszügig und buchte den betroffenen Kunden kostenlos um. Simone F. ist tief betroffen vom Vorfall und fragt sich seither: Darf und soll man Kunden darauf hinweisen, dass es Länder gibt, die die Einreise HIV Positiver verbieten beziehungsweise nur unter Auflagen erlauben oder — wie im Fall Sri Lanka — gar keine feste Regelung haben?

Daniel Seiler, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Schweiz meint dazu: "Die aktive Nachfrage des Reisebüros bei den Kundinnen und Kunden ist aus Sicht der Aids-Hilfe Schweiz zu unterlassen, da dies die Privatsphäre verletzen würde."

Reisebüros könnten aber grundsätzlich auf folgende Webseiten verweisen: aids.ch und hivtravel.org.

Menschen mit HIV würden laut Seiler im Gespräch mit regionalen Aids-Hilfen und dem behandelnden Arzt  auf die verschiedensten Lebenssituationen vorbereitet und informiert werden. "Nach der Diagnose erhalten Menschen mit HIV verschiedenes Informationsmaterial der Aids-Hilfe Schweiz, wo unter anderem auch über das Thema Reisen informiert wird", sagt Seiler.

In verschiedenen Foren raten sich Betroffene gegenseitig dazu, auf Einreiseformularen nicht anzugeben, dass man HIV Positiv sei. Seiler findet: "Die Gesetze in den entsprechenden Ländern sind leider oftmals sehr restriktiv, sie sind aber auf jeden Fall zu respektieren. Wenn das Land wegen Visumsvorschriften oder anderem den HIV Status nicht explizit verlangt, muss man seinen HIV Status nicht offenlegen."

In der Schweiz leben rund 25‘000 Menschen mit HIV — weltweit haben 36,9 Millionen Menschen HIV. Nebst privaten Ferien müssen auch viele HIV-Positive-Menschen geschäftlich verreisen. So fortschrittlich die Medikamente in den letzten Jahren gegen HIV geworden sind, so altertümlich handhaben einige Länder auch heute noch die Einreise betroffener Menschen. Im Jahr 2010 entschärften zwar viele Länder die Einreisebestimmungen für Menschen mit HIV, darunter die USA, Indien und China — folgende Länder verbieten laut hivtravel.org die Einreise für Betroffene aber nach wie vor:

  • Brunei
  • Äquatorialguinea
  • Iran
  • Irak
  • Jordanien
  • Papua-Neuguinea
  • Russland
  • Singapur
  • Salomonen
  • Sudan
  • Vereinigte Arabische Emirate
  • Jemen
     

Einige Länder gehen noch weiter und schieben Ausländer/Migranten ab, wenn Sie HIV-Positiv sind. Der Betroffene wird in Abschiebehaft genommen — meist ohne Garantie auf ärztliche Versorgung. Diese Länder sind hivtravel.org zufolge:

  • Bahrain
  • Bangladesh
  • Brunei
  • Ägypten
  • Äquatorialguinea
  • Ungarn
  • Irak
  • Jordanien
  • Kasachstan
  • Nord- und Süd-Korea
  • Kuwait
  • Libanon
  • Malaysia
  • Oman
  • Qatar
  • Russland
  • Saudi Arabien
  • Syrien
     

Nebst diesen Ländern gibt es auch solche, die Auflagen haben für die kurzzeitige Einreisen und solche, in denen Auflagen erst ab Aufenthalten von mehr als 90 Tagen greifen, darunter sind zum Beispiel Australien, Kuba, Deutschland und auch Kanada. Besondere Vorsicht ist bei Ländern geboten, die keine Angaben zur Einreise von Menschen mit HIV machen, wie beispielsweise Sri Lanka oder auch die Malediven. 

Die Aids-Hilfe Schweiz rät deshalb betroffenen Personen dazu, sich vor der Einreise vertieft zum Thema zu informieren.